Fürth: Hinten hapert’s horrend
Die Stürmer sind Spitze, die Defensive chaotisch – deshalb versinkt das Kleeblatt im Mittelmaß. Die Fans machen Abwehrchef Biliskov zum Sündenbock
FÜRTH Sechs Siege, sechs Niederlagen, die sportliche Bilanz der Fürther ist ausgeglichen. Zu gut für den Tabellenkeller, zu schlecht für die Spitze. Rang acht bedeutet Mittelfeld und Mittelmaß.
Zweitbester Sturm, zweitschlechteste Abwehr in der Zweiten Liga
Dies unterstreicht nach dem 4:5-Torefestival gegen den FC Augsburg am vergangenen Samstag auch die Statistik. Die Truppe von Trainer Benno Möhlmann stellt mit 25 Toren den zweitbesten Angriff der Zweiten Liga, aber auch mit 23 Gegentreffern die zweitschlechteste Abwehr. Vorschlag von Manager Rachid Azzouzi: „Tore können wir ja weiter fleißig schießen, vielleicht dafür aber halb so viele Treffer wie bisher kassieren.“
Bezüglich Sicherheit vor dem eigenen Tor war auch zwei Tage nach seinem desaströsen Auftritt natürlich Abwehrchef Marino Biliskov das Thema. „Er weiß selbst, dass er nicht gut war, aber auch andere haben Fehler gemacht“, verteidigte Azzouzi den 32-Jährigen, „und es war gut von Benno Möhlmann, dass er ihn hat durchspielen lassen.“ Weniger gut, die Punkte waren weg. Und die Zuschauer pfiffen Biliskov nach seinen Patzern aus.
"Caligiuri ist Mittelfeldspieler, kein Verteidiger"
Souverän und erfolgreich kickte die SpVgg-Abwehr zuletzt ohne den gesperrten Biliskov. Vertreter Marco Caligiuri agierte zwei Mal, beim 3:1 bei Union Berlin und beim 1:0 im Pokal gegen Stuttgart, überragend. Darauf angesprochen reagierte Möhlmann leicht gereizt: „Caligiuri ist ein Mittelfeldspieler, kein Verteidiger.“
Dennoch, die äußerst schwachen Vorstellungen Biliskovs gegen Koblenz (1:2) und Augsburg (4:5) geben zu denken. Zeit für eine Pause, für einen Heimaturlaub in Kroatien? Schalkes Felix Magath schickte seinen mental angeschlagenen Rafinha zum Abschalten in die Heimat nach Brasilien, Wolfsburgs Armin Veh seinen Stürmer-Star Grafite ebenfalls dorthin. Warum bekommt nicht auch Biliskov, dessen Vertrag ausläuft, ein paar Tage Sonderurlaub in der Heimat? Azzouzi zurückhaltend: „Man muss ja nicht alles nachmachen.“
"Mein schlechtestes Spiel"
Immerhin zeigt sich Biliskov einsichtig. „Gegen Augsburg, das war das schlechteste Spiel meines Lebens“, gestand er in der „Nürnberger Zeitung“. Das ist sehr ehrlich, aber die aktuellen Antipathien der Fans kann er nur durch gute Leistungen wieder loswerden. Matthias Hertlein