Fünffache Mutter tötet zwei Kinder
Eine fünffache Mutter hat am Freitag in Gersthofen bei Augsburg ihre beiden kleinsten Kinder umgebracht. Die offensichtlich psychisch kranke Frau ertränkte das knapp zwei Jahre alte Mädchen und den fast fünf Monate alten Buben in der Badewanne.
Sie schienen so glücklich: Fünf gesunde, wohlgeratene Kinder, Vater Tomislav O. hatte einen Job als Lagerarbeiter, Mutter Milena war als Hausfrau gut auf Trab. Die kroatische Familie aus Gersthofen war nicht reich, aber es war alles im Lot. Scheinbar.
Denn am Freitagmorgen stand die 35-Jährige früh auf, füllte die Badewanne und ertränkte nacheinander die zwei jüngsten ihrer fünf Kinder: den erst gut vier Monate alten Luca und seine Schwester Sara, die am 10. März zwei Jahre alt geworden wäre. Nach der Horror-Tat weckte Milena O. ihren Mann und sagte nur: „Ich habe etwas Schreckliches getan.“
Keine Anzeichen für die Bluttat
Etwas Schreckliches, das niemand in dem Mehrparteien- Mietshaus vorausgeahnt hatte. „Sie war eine ruhige, liebe Frau, die immer ganz stolz von ihren Kindern erzählt hat“, sagt Nachbarin Nadine L. Überfordert habe sie nie gewirkt. Frank M., der ebenfalls in dem Haus in der Berliner Straße wohnt, beschreibt auch die Kinder als „gepflegt und höflich“. Am Donnerstag habe er die Frau noch gesehen, wie sie mit dem Kinderwagen unterwegs war.
Was trieb die zierliche, kleine Frau mit den schwarzen, langen Haaren zu der schrecklichen Tat? „Offenbar war sie depressiv. Es ist ihr alles zu viel geworden, sie war überfordert“, sagt Dr. Lars Baumann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg.
Eine Art "Weltuntergangsstimmung"
Milena O. muss sich in einem Ausnahme-Zustand befunden haben: „Die Fälle, dass eine Mutter ihr Kind tötet, sind sehr selten. Vorzeichen sind meist schwere Depressionen und eine Art ,Weltuntergangsstimmung’ beim Betroffenen“, sagt Psychiater Dr. Norbert Nedopil.
Gegen 7.50 Uhr rief der völlig geschockte Vater, Tomislav O., die Berufsfeuerwehr Augsburg: Zwei seiner Kinder seien ertränkt worden. „Trotz intensiver Reanimationsbemühungen der Notärzte konnten die beiden Kinder nicht mehr gerettet werden“, sagt Siegfried Hartmann, Sprecher der Augsburger Polizei.
Die drei älteren Kinder, zwei Mädchen (4 und 6) und der achtjährige Marian, bekamen von dem Vorfall im Bad glücklicherweise nichts mit. Sie schliefen zu dem Zeitpunkt noch. Sie wurden am Freitag vom Kriseninterventionsdienst und Mitarbeitern des Jugendamts im Landratsamt Augsburg betreut. Ob und wann sie wieder zu ihrem Papa nach Hause dürfen, war zunächst unklar.
Unterbringung in geschlossener Abteilung
Milena O. wurde festgenommen. „Ein Arzt des Landgerichts hat sie begutachtet“, sagt Baumann, „er kam zu dem Schluss, dass die Voraussetzungen für verminderte Schuldfähigkeit oder sogar Schuldunfähigkeit gegeben sind.“ Die junge Frau werde in der geschlossenen Abteilung eines Bezirkskrankenhauses untergebracht. Baumann betont, die Familie sei nie auffällig gewesen. Die Kinder seien nicht verwahrlost.
Auch für Gersthofens Bürgermeister, Siegfried Deffner (CSU), kam die Tat überraschend. „Die Vier-Zimmer- Wohnung der Familie – sie lebte in einer Sozialwohnung der Stadt – war immer tiptop. Die Miete wurde regelmäßig bezahlt. Es gab nie Anlass zur Beanstandung“, sagt er zur AZ. Milena O. bat nie um Hilfe. Bis es zu spät war.
T. Gautier/D. Transiskus