Fünf Ringe - zum 7. Mal

Nürnberger Orthopäde Albert Güßbacher erinnert sich: Mit dem Raketen-Mann fing alles an. „Peking wird Athen noch übertreffen“. In China hat er die Verantwortung für 19 Sportler.
von  Abendzeitung
Sie alle sagten schriftlich dankeschön: Albert Güßbacher vor der „Autogrammkarten-Wand“ in seiner Orthopädie-Praxis im Maxtorhof.
Sie alle sagten schriftlich dankeschön: Albert Güßbacher vor der „Autogrammkarten-Wand“ in seiner Orthopädie-Praxis im Maxtorhof. © bayernpress

NÜRNBERG -Nürnberger Orthopäde Albert Güßbacher erinnert sich: Mit dem Raketen-Mann fing alles an. „Peking wird Athen noch übertreffen“. In China hat er die Verantwortung für 19 Sportler.

Wenn Albert Güßbacher am Samstag am Knoblauchland-Airport den Flieger nach Frankfurt besteigt, um sich via Frankfurt/Main auf die Reise nach Peking zu machen, dann ist der Nürnberger Orthopäde „schon ein bisschen stolz.“ Denn der 1949 im fränkischen Ebern bei Bamberg geborene Junggeselle ist in der chinesischen Metropole bei seinen siebten Olympischen Spielen als Medizinmann mittendrin statt nur dabei.

Verantwortlich für das Wohlergehen von elf Judoka, vier Boxern („leider haben sich nicht mehr Deutsche qualifiziert“) und vier Taekwondo-Asse, darunter die 18-jährige Nürnberger Medaillen-Hoffnung Sümeyye Gülec, auch Güßbachers Patientin in seiner Praxis im Maxtorhof. Ebenso wie „viele Spitzensportler aus dem Ostblock von Aserbeidschan bis Weißrussland, von denen einige auch in Peking am Start sind.“

"Man muss immer auf dem Laufenden sein"

Sieben Mal ehrenamtlicher Dienst im Zeichen der fünf Ringe – sicher die absolute Ausnahme „in dieser kurzlebigen Zeit“, sagt Güßbacher. Denn: „Gerade im Sport muss man immer auf dem Laufenden sein, die neuesten Operations- und Therapie-Verfahren kennen.“ Was bedeutet: „Ständig Kongresse und Seminare besuchen, in den Trainingslagern und bei Meisterschaften präsent sein.“ In der Freizeit, versteht sich.

Mit dem Kampfsport als „besonderer Herausforderung. Denn da werden alle Körperteile von Kopf bis Fuß extrem belastet. Es gibt quasi keine Verletzung, die es im Kampfsport nicht gibt.“ Dafür kann Güßbacher, zumindest für seine Schützlinge, Entwarnung geben, was die berüchtigte dicke Luft angeht: „Die Wettkämpfe finden ja in klimatisierten Hallen statt.“

In Peking erwartet Güßbacher „tolle, spektakuläre Spiele. Ich glaube, dass Athen 2004 nach übertroffen wird – aber das war eigentlich immer schon so.“ Und dass „meine Athleten, die ich im Vorfeld behandelt oder operiert habe, erfolgreich abschneiden und auch ein paar Medaillen herausspringen.“ Und dass eventuell „ein bisschen Zeit bleibt, damit man von dem fremden Land auch etwas mitkriegt.“

Olympia-Premiere in Atlanta

Wenn Frankens Dauerbrenner in Sachen Olympia auf seine bisherigen Spiele zurückblickt, gibt’s jede Menge schöne Erinnerungen. Zum Beispiel an Atlanta 1984: „Meine ersten Spiele, zuvor kannte ich Olympia nur vom Fernsehen. Ich bin bei der Eröffnungsfeier mit einmarschiert. Und plötzlich schwebte über unseren Köpfen der Mann mit dem Raketen-Rucksack ins Stadion – Punktlandung vor der Haupttribüne inklusive. Eine tolle Sache.“

Ebenso wie der legendäre Triumph von Ringer-Ass Pasquale Passarelli, der damals für den SV Johannis 07 Nürnberg startete. „Pasque war angeschlagen, ich musste ihn fitspritzen. Und dann hat er den Japaner Masaki Eto im Finale besiegt und dabei 90 Sekunden in der Brücke den Versuchen Etos, ihn zu Schultern, widerstanden. Ein Wahnsinn.“ Oder – ebenfalls in Atlanta – der Olympiasieg von Judoka Udo Quellmalz, den Güßbacher im Vorfeld am Sprunggelenk operiert hatte. „Danach haben wir alle gefeiert bis zum Gehtnichtmehr.“

Kantinen-Treff mit Merlene Ottey - "eine tolle Frau"

Mehr als angetan war Frankens „Mister Olympia“ 2000 von der Sprint-Überfliegerin Merlene Ottey. „Die hat in Sydney zwar nichts gerissen, aber ich saß im Olympischen Dorf in der Kantine neben ihr und wir haben uns blendend unterhalten – eine tolle Frau.“

China kennt Güßbacher bereits von den Box-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren: „Gastfreundschaft und Begeisterung waren riesig,“ sagt der renommierte Sportmediziner. Die chinesische Kost schätzt er auch („Aber noch lieber mag ich die japanische Küche“) und auch das Tsingtao-Bier „schmeckt wirklich“, so der bekennende Pils-Trinker. Wobei ein Hintertürchen offen bleibt: „Im Deutschen Haus soll es eine Paulaner-Wirtschaft geben.“ Na denn ganbei, wie der Chinese sagt – und was übersetzt „Gläser leer“ bedeutet. G. Schmid

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