Frühstart in Ferien - Geldstrafe für Eltern!

Die Ausreden werden immer dreister – das Nürnberger Schulamt aber kennt kein Pardon: Es drohen saftige Bußgelder bis zu 1000 Euro.
von  Abendzeitung

Die Ausreden werden immer dreister – das Nürnberger Schulamt aber kennt kein Pardon: Es drohen saftige Bußgelder bis zu 1000 Euro.

NÜRNBERG Viele Nürnberger Familien sonnen sich bereits an fernen Stränden – ihre Kinder planschen im Wasser, obwohl sie eigentlich noch bis Freitag zur Schule gehen müssten. Diesen Eltern werden die Ferien gehörig verdorben werden – denn sobald sie wieder daheim sind, gibt’s ein böses Erwachen: Bußgelder bis zu 1000 Euro und Ärger mit der Polizei. Der Frühstart in die Ferien ist kein Kavaliersdelikt – er ist ein Verstoß gegen die Schulpflicht. „Einfach nur furchtbar“ findet Nürnbergs Schulamts-Chef Manfred Schreiner das Verhalten solcher Eltern. Und seine Behörde geht rigoros gegen Gefälligkeits-Atteste vor.

„Die Eltern sollten ihren Kindern ein Vorbild sein"

Denn die Ausreden werden immer dreister. Beispiel eins: Eine Nürnberger Ärztin schickte der Schule am letzten Montag ein Attest für einen Siebenjährigen: „Der Patient muss sich aufgrund seiner Erkrankung länger im mediterranen Klima aufhalten.“ Deshalb sehe sie eine Befreiung von der Schulpflicht für die letzte Schulwoche „aus ärztlicher Sicht dringend erforderlich“. Schreiner: „Diese Ärztin hätte ich auch gerne – wo wir hier in Nürnberg doch gerade mediterranes Klima haben! Eigentlich müsste die Reise ja die Krankenkasse zahlen.“ Schreiner stellt klar: „Das hat Konsequenzen. Wir haben den ärztlichen Kreisverband, Gesundheitsamt und Polizei eingeschaltet. Die Familie wird ein Bußgeld zahlen.“

Beispiel zwei: Eine Mutter faxt am 28. Juli an die Schule: „Ich möchte meine Tochter bis Freitag, 1.8., wegen der Goldenen Hochzeit der Großeltern beurlauben.“ Schreiner: „Sie beurlaubt die Tochter selbst, wartet keine Antwort ab – und nimmt der Erstklässlerin auch noch das Erlebnis, ihr erstes eigenes Zeugnis in Händen zu halten.“

882 Bußgeldverfahren gegen Schwänzer in Nürnberg

2007 wurden in Nürnberg 882 Bußgeldverfahren gegen Schwänzer verhängt, „das geht je nach Einkommen ab 5 Euro bis 1000 Euro pro Schüler und Tag, 800 Euro war das höchste“. Schreiner freut sich über die Kontrollen der Flughafenpolizei, die Schulamt und Schulen informiert.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Schreiner: „Wenn ein türkischer Familienvater erklärt, er spare 1000 Euro, wenn er einen Tag vor Schulende mit seinen vier Kindern in die Heimat fliegt, darüber kann man reden. Aber wir haben es mit Eltern zu tun, die wohlhabende Geschäftsleute sind. Ich möchte die hören, wenn ihre Arbeiter genau so verfahren – die würden hochkant rausfliegen. Es kann nicht sein, dass ein Kind von Hartz-4-Empfängern in der Schule bleibt, weil sich die Eltern keinen Urlaub leisten können, und die Wohlhabenden buchen ihren Dubai-Urlaub eine Woche vorher, nur weil er 100 Euro billiger ist!“

Um Strafe geht es Schreiner nicht, es geht ums Prinzip: „Wir vermitteln in den Schulen Werte wie Ehrlichkeit – da sollten Eltern doch Vorbild sein.“ Darüber spricht Schreiner am Donnerstag um 12 Uhr eine Stunde lang im „Tagesgespräch“ auf Bayern 2.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.