Friseur-Salon wurde zur Drogen-Höhle
Ein unscheinbarer Laden im Nürnberger Stadtteil Johannis war Drehscheibe für Haschisch-Deals im großen Stil. Am Montag steht der Drahtzieher vor Gericht
NÜRNBERG Waschen, schneiden, legen: Mit dem handwerklichen Einmaleins der Lockenkünstler hatte ein Friseurgeschäft im Nürnberger Stadtteil Johannis nur wenig am Hut. In Wahrheit war der kleine Laden Drehscheibe für große Drogen-Geschäfte...
Am Montag steht Nizal I. (32) vor dem Nürnberger Landgericht. Er war nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft bis zu seiner Festnahme im vergangenen Sommer die Schlüsselfigur bei einem ausgeklügelten Haschisch-Handel. Sein Freundin, gegen die ebenfalls ein Ermittlungsverfahren läuft, bot ihm die richtige Plattform. Sie war Pächterin des Friseurgeschäfts.
Laut Anklageschrift hatte Nizal I. einen heißen Draht zu einem Dortmunder Großdealer. Der handelte mit dem berauschenden Stoff gleich zentnerweise. Allein 166 Kilogramm aus dessen Besitz landeten zwischen 2006 und 2009 im Großraum Nürnberg. Ein großer Teil davon bei Nizal I.. Das Haschisch wurde stets per Koffer im Friseurladen angeliefert.
Zwei Lieferungen Ende 2008 bilden den Kern der Anklageschrift. Danach ließ sich Nizal I. an einem Samstag im November 2008 gleich zehn Kilogramm vorbeibringen. Absatzprobleme hatte er offensichtlich nicht. Denn schon wenige Wochen später brauchte er Nachschub. Diesmal kamen sogar 20 Kilo beim Friseur im Stadtteil Johannis an.
Ganz reibungslos lief der Handel zwischen dem Kohlenpott und der fränkischen Metropolregion indessen nicht. Einmal gab es Knatsch, weil die Qualität einer 14-Kilogramm-Lieferung stark zu wünschen übrig ließ. Nizal I. konnte sich am Ende aber durchsetzen. Der Lieferant nahm die „Mogelpackung“ wieder zurück.
Als die Polizei von dem schwunghaften Drogenhandel Wind bekommen hatte, wurde der Friseurladen im Juni letzten Jahres durchsucht. Doch da war das Lager von Nizal I. bereits ziemlich leer. Lediglich 100 Gramm Haschisch konnten noch sichergestellt werden. Helmut Reister