Das denken Tegernseer über Friedrich Merz' dortiges Haus

Gmund - Brilon im Sauerland hat eine überschaubare Anzahl von prominenten Persönlichkeiten, die aus dem Fachwerkstädtchen stammen: die TV-Moderatorin Birgit Schrowange, der Schauspieler Edgar Selge und der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz.
Heute lebt Merz nicht mehr in Brilon, sondern im 35 Minuten entfernten Arnsberg. Doch Merz ist dem Sauerland abtrünnig geworden. Nein, nicht nur wegen seiner Politikertätigkeit und den dadurch bedingten Aufenthalten in Berlin.
Merz-Haus am Tegernsee offenbar nur geerbt
Merz hat Gefallen an Oberbayern gefunden und lebt zeitweise in Gmund am Tegernsee.
Der Vorwurf der Grandezza weht um Merz, der ein eigenes Flugzeug besitzt und selbst fliegt, mit Hartnäckigkeit. Dazu passt die Immobilie im Tal der Reichen.
Und in der Tat: Einen schönen Blick soll Merz von seiner Immobilie auf den See haben. Aber es soll sich entgegen Medienberichten nicht um eine protzige Villa, sondern ein ganz normales Haus handeln.
Und die Familie Merz soll sie auch nicht gekauft haben, sondern seine Frau hat sie geerbt. Das heißt es zumindest, wenn man sich im Tegernseer Tal umhört.
Aigner nennt es ein "Häuserl"
Zurecht, wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) der AZ sagt. Sie ist eng mit Merz befreundet und war schon mehrfach dort. "Ein Wohnzimmer und eine kleine Küche, im oberen Stockwerk sind mehrere Schlafräume - ein Häuserl", sagt Aigner.

Sie war schon öfter mit Merz Radlfahren oder am Berg. "Wir haben auch schon mal auf der Hütte gemeinsam Zwiebeln für ein Gröstl geschnitten", sagt Aigner.
Dass Merz öfter mit dem Radl unterwegs ist, hört man auch am Tegernsee. Im berühmten Forsthaus Valepp soll er schon gesehen worden sein bei einer Radltour - ob mit elektrischem Antrieb oder einem normalen Radl, ist jedoch nicht bekannt.
Merz radelt gerne und spielt Golf
Wer sportelt, braucht auch Kalorien. Die kriegt Merz offenbar in der heimischen Gastronomie beim Einkehren, hört man dann noch aus dem Tegernseer Tal. Und zwar nicht nur in eher traditionellen Wirtschaften wie im Jennerwein, auch im Restaurant Blyb wurde er schon gesehen.
Angeblich soll das Freihaus Brenner in Bad Wiessee aber Merz' Favorit sein. Neben dem Radeln und dem Berggehen spielt Merz Golf - Spötter würden sagen: Blackrock lässt grüßen. In Bad Wiessee soll er spielen.
Der frühere US-Sicherheitsberater John Bolton sagte der "Zeit" kürzlich, das könne ein Vorteil sein im Hinblick auf US-Präsident Donald Trump. Wer weiß, vielleicht lädt ihn Friedrich Merz mal an den Tegernsee ein, sollte er am 23. Februar Kanzler werden.
Merz legt Kranz an Ludwig Erhards Grab
Ansonsten bewegt sich Merz in der Region nicht samt Entourage, sondern völlig normal. Das sagt Alfons Besel, Bürgermeister der Gemeinde, im Gespräch mit der AZ. Übrigens kein Christsozialer, sondern Mitglied der Freien Wähler Gemeinschaft. Eines weiß Besel aber: Friedrich Merz steuert jedes Jahr zum Todestag von Ludwig Erhard einen eigenen Kranz bei.

Denn sollte Merz Kanzler werden, wäre er nicht der erste in der Gemeinde Gmund. 1953 fand Ludwig Erhard den Weg an den Tegernsee. In einem bescheidenen Grab wurde er sogar auf dem dortigen Waldfriedhof bestattet.
Wo Merz des Öfteren in Erscheinung tritt, ist in der Kirche, bestätigt Pfarrer Stephan Fischbacher. Als die Gebirgsschützen mal in der Kirche waren, habe der Pfarrer sich nett mit einer Dame unterhalten. "Bei der war vom Zungenschlag klar, das ist keine von hier", sagt Fischbacher der AZ.
Pfarrer wird von Merz in der Kirche überrascht
Als er später im Gottesdienst die Kommunion austeilte, stand plötzlich Friedrich Merz vor ihm - vorher verdeckt durch die großen Hüte der Gebirgsschützen. "Des muass ma a erst mal zambringa!", sagt Fischbacher lachend angesichts von Merz' Größe von 1,98 Meter.
Der Pfarrer war ganz froh, dass er nichts von seinem prominenten Gast gewusst hatte: "Sonst wäre ich ganz schön nervös gewesen!" Die Dame, mit der sich Fischbacher so nett unterhalten hatte, stellte sich als Merz' Ehefrau Charlotte heraus.
Und wie schaut's aus, war der Oppositionspolitiker schon mal beim Beichten? "Wenn er käme, würde ich nix sagen, und wenn er da gewesen wäre, würde ich auch nix sagen", sagt Fischbacher verschmitzt.
Mei, das Beichtgeheimnis gilt halt auch für Spitzenpolitiker.