Friedhöfe in der Krise
Schweinfurt/München (dpa/lby) - Viele klassische, kommunale Friedhöfe in Bayern und ganz Deutschland steuern nach Einschätzung von Experten auf eine Krise zu - oder stecken schon mittendrin. "Es fällt auf, dass die Leerflächen immer größer werden", sagt Ralf Michal, Vorsitzender des Bestatterverbandes Bayern, in Schweinfurt. "Der Gräberkult, wie man ihn von früher kennt, ist überholt, und die Kommunen haben es verschlafen, vernünftige, zeitgemäße Bestattungsformen zu schaffen." Inzwischen entscheiden sich die Angehörigen seinen Angaben zufolge bundesweit in 20 bis 25 Prozent für eine Alternative zur normalen Grabstätte - eine Gemeinschaftsgrabstätte, Waldbestattungen, eine Seebestattung. Die Tendenz sei steigend, sagt Michal. Die Folge: "Friedhöfe werden immer defizitärer."
Der Bayerische Städtetag hat das Problem ebenfalls erkannt. "Der steigende Anteil von Urnenbestattungen führt auch zu Leerständen auf Friedhöfen", sagt Städtetags-Referent Richard Stelzer. Derzeit liege der Anteil der Urnenbestattungen in bayerischen Städten bei 60 bis 70 Prozent. 1990 waren es noch 20 bis 30 Prozent.
Das Problem: "Auch wenn insgesamt weniger Fläche benötigt wird, müssen die Friedhöfe einschließlich ihrer baulichen Anlagen weiterhin unterhalten werden", beschreibt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, das Problem. "Einige Städte erhöhen deshalb die Gebühren für Urnengräber, um diese stärker an den Erhaltungskosten des Gesamtensembles Friedhof zu beteiligen" - andere erhöhen die Zuschüsse. Nach Angaben des Bayerischen Städtetages haben die Kommunen im Freistaat bislang größtenteils auf eine Erhöhung der Gebühren verzichtet.
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