Friederike (20): Sie fiel auf dem Tennisplatz tot um!

Herzinfarkt-Drama um ein hoffnungsvolles Sporttalent. Auch ihr Freund musste die dramatischen Minuten miterleben.
FREYSTADT/RIEDENBURG An jedem Samstag um halb fünf hält Familie Kopf aus Riedenburg inne. Es ist der Moment, an dem Vater Johann (56) und Mutter Sissy (52) an jenen Samstag im Juni denken. An den Tag, an dem ihre Tochter Friederike, genannt „Riki“, das Elternhaus verließ und nicht mehr wiederkam.
Riki war auf dem Weg zu einem Tennisturnier im oberpfälzischen Freystadt. Sie kämpfte in der Bezirksklasse II Oberpfalz. Um halb fünf erhielten die Eltern einen Anruf, der nicht die ganze Wahrheit beinhaltete. Er sollte sie noch beruhigen. Doch es war für ihre Tochter längst zu spät. Riki, ein erfolgversprechendes Tennistalent, bis dato scheinbar kerngesund und lebensfroh, war während des Spieles zusammengebrochen. Tod durch Herzinfarkt – mit gerade einmal 20 Jahren.
Vom Wahnsinn, der sie ereilen würde, hatte die Familie keine Ahnung. Von der Krankheit, die Riki in sich trug. Und die wohl wie eine Zeitbombe tickte. Hätte er's gewusst, hätte sich Johann „John“ Kopf sicher anders von seiner Riki verabschiedet. „Ich zog sie noch vor der Abfahrt auf: ,Ich gewinn’, also gewinn’ du auch! Wir sind eine Tennisfamilie. Ich spielte selbst ein Turnier an diesem Tag in Schwandorf.“
Sie führte 6:3, 5:5 – dann brach sie zusammen
In Schwandorf erreichte den Lehrer der Anruf auf dem Tennisplatz. Seiner Riki sei schlecht geworden. Schlecht? Wie, schlecht? „Die Sportkollegin wollte nicht rausrücken. Bis sie’s dann sagte: Dass sie die Riki wiederbeleben."
In Schwandorf begann der Vater einen inneren Monolog, der nur zwei Wörter beinhaltete: Kämpf, Riki! Kämpf, Riki! „Ich konnte doch nichts anderes machen.“ Seine Frau war derweil im Neumarkter Krankenhaus angekommen. Um 18 Uhr erhielt Johann Kopf ihren Anruf. Riki war tot. „Ich hab sie nicht mehr lebend gesehen.“
Riki, sein Mädchen, die jüngste nach zwei Buben (heute 27 und 24 Jahre alt). „Gerade heraus war sie“, erzählt der Vater. Zielstrebig, handfest, engagiert, im vierten Semester als Physiotherapie-Schülerin. Im Krankenhaus erfährt er, dass Riki an das körperliche Unwohlsein auf dem Tennisplatz heranging, wie er es von ihr gewohnt war: „Sie war pragmatisch. Sie dachte, sie hätte sich einen Wirbel verrenkt und machte Dehnübungen.“ Riki spielte weiter auf Platz 2, sie führte 6:3, 5:5 – dann brach sie zusammen. Ihr Freund und alle Zuschauer wurden Augenzeuge.
„Was meine Frau und mich beruhigt: Umstehende versuchten sofort, ihr zu helfen“, es wurden keine wertvollen Minuten vergeudet. Als die Sanitäter sie ins Krankenhaus brachten, war eine Rettung schon kaum mehr möglich. In ihren Autos fuhren Tennis-Freundinnen hinterher. „Die saßen draußen vor dem Zimmer, ich habe ihnen gesagt, dass sie tot ist.“
Riki hatte gerade ihren Trainer-Schein gemacht
Eine Nachricht, die nicht zu fassen ist. Nicht diese junge Frau, die gerade ihren Trainerschein gemacht hatte, die so gut mit den kleinen Tennis-Talenten konnte. Nicht diese Traum-Tochter, die viele Eltern gerne hätten. „Meine Frau war schon am Sterbebett, als ich kam. Man sieht zwar: Sie ist tot. Aber die Konsequenz begreift man nicht. ,Riki’, sagte meine Frau, komm, steh’ auf, wir fahren jetzt heim'.“ Im Krankenhaus hatte das Paar Zeit, sich zu verabschieden. „Es war ein schöner Raum, still, würdevoll, mit Blick zum Park.“
Auf den unerklärlichen Tod folgte kühle Bürokratie. Die Kripo befasste sich mit dem Fall, eine Obduktion wurde veranlasst. Ergebnis: Herzinfarkt. „Die ganze Familie hat sich dann beim Arzt untersuchen lassen. Niemand von uns hat die Voraussetzungen zu dieser Herzkrankheit.“
1400 Sterbebilder haben sie zur Beerdigung drucken lassen, 50 sind übrig geblieben. „Die Anteilnahme tröstet. Und das Reden hilft.“ Wut, sagt Herr Kopf, habe er schon auch. „Aber ich glaube an das Schicksal. Wenn der Mensch eingreifen könnte, würden nur noch die Armen sterben. Die Reichen würden sich das Leben kaufen.“ Seine Frau hadert mehr mit dem Schicksal: „Warum musste unsere Riki mit 20 Jahren sterben, wo doch so viele Menschen im Altersheim dahinsiechen und gerne sterben und somit ihr Leid beenden möchten.“
Manchmal wacht Johann Kopf aus Albträumen auf und denkt: „Du musst der Riki helfen!“ Manchmal bemerken die Kopfs, dass sie bei Erinnerungen an ihre Tochter auch lachen können. Sie hätten sich für ihre Tochter vor allem eins gewünscht: „Sie hätte Mutter werden sollen, irgendwann Oma. Dass sie diese Freude im Leben durchlaufen darf.“ Johann und Sissy Kopf konzentrieren sich jetzt auf eins: „Dass wir 20 Jahre lang Freude an Friederike haben durften.“ S. Will