Freud und Leid mit der Abwrack-Prämie

Schrotthändler Günter Meyer schafft neue Arbeitsplätze, Gebrauchtwagen-Händlerin Barbara Olejnicza ist verzweifelt.
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Günter Meyer vor seinem acht Meter hohen „Hausberg“: Seine Firma „E. & S.N. Entsorgungsgesellschaft mbH“ ist eins von zirka acht Unternehmen in Nürnberg, die Autos abwracken.
Berny Meyer 2 Günter Meyer vor seinem acht Meter hohen „Hausberg“: Seine Firma „E. & S.N. Entsorgungsgesellschaft mbH“ ist eins von zirka acht Unternehmen in Nürnberg, die Autos abwracken.
Die Schattenseite der Abwrackprämie: Die Nürnberger Gebrauchtwagenhändlerin Barbara Olejniczak ist verzweifelt und weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Berny Meyer 2 Die Schattenseite der Abwrackprämie: Die Nürnberger Gebrauchtwagenhändlerin Barbara Olejniczak ist verzweifelt und weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Schrotthändler Günter Meyer schafft neue Arbeitsplätze, Gebrauchtwagen-Händlerin Barbara Olejnicza ist verzweifelt.

NÜRNBERG Der Berg wächst und wächst: Bei der „E. & S.N. Entsorgungsgesellschaft mbH“ in der Brunecker Straße (Südstadt) stapeln sich die Autos im wahrsten Sinne des Wortes. Dank der Abwrackprämie konnte die Firma zwei neue Leute einstellen. Doch leider sank der Schrottpreis um 90 Prozent ...

Acht Meter hoch ist der Autohügel im Moment, ungefähr 400 Audis, Opels, BMW stecken darin. Dutzende weitere Autos stehen auf dem Platz des Autoverwerters. „Dabei haben wir erst 300 weggebracht“, erklärt Senior-Chef Günter Meyer. Über Zuwachs kann er sich nicht beschweren. Täglich werden es im Schnitt sieben bis zehn Autos mehr, rund fünf davon kommen von Privatleuten. Eigentlich würde Meyer mit seiner Firma zu den Gewinnern der Abwrackprämie zählen – wenn der Schrottpreis nicht so gefallen wäre.

Nur noch 20 bis 25 Euro bekommen Händler für die Tonne, „die Bauindustrie liegt brach, es werden wenig Maschinen gebaut, die Stahlwerke brauchen einfach keinen Schrott“, erklärt Meyer. Dafür, dass er Verwertungsnachweise ausstellt, die Wagen trockenlegt, Reifen, Brems- und Kühlflüssigkeit entsorgt, bekommt er nichts. „Irgendwann werden wir Geld verlangen, einige Kollegen machen das schon.“

Deshalb freut er sich immer, wenn nicht ein alter Karren aus den 80ern auf seinen Schrottplatz rollt. Die neueren werden komplett zerlegt und die Einzelteile weiterverkauft. „Wenn wir nur noch alte Autos bekommen, müssten wir draufzahlen.“

„Die Lage ist katastrophal – noch einen Monat, dann war’s das“

Barbara Olejniczak sitzt in ihrem Büro und wartet. Das macht sie den ganzen Tag. Kaum ein Kunde verirrt sich in den kleinen Gebrauchtwagenhandel des Ehepaares in der Äußeren Bayreuther Straße. Nur selten klingelt mal das Telefon. Die zweifache Mutter ist verzweifelt: „Die Lage ist katastrophal. Noch einen Monat, dann war’s das.“

Rund 70 Autos stehen bei dem Klein-Unternehmen auf dem Hof. „Der Bestand ist wie Blei. Es tut sich nichts. Wenn mal drei im Monat verkauft werden, ist das schon viel. Und die meisten haben wir selbst überteuert eingekauft“, sagt Barbara Olejniczak. Die finanzielle Lage ist so angespannt, dass gebrauchte Karossen ohne Gewinn oder sogar mit Verlust an andere Händler oder Kunden weitergeben werden. „Nur damit wir wieder Bargeld haben.“

Die Raten für das eigene kleine Haus drücken, Fixkosten müssen beglichen werden, und das Finanzamt besteht weiter auf seine Abschlagszahlungen. „Die basieren aber auf den Umsätzen vom letzten Jahr. Das geht einfach nicht.“ Die Abwrackprämie zieht noch weitere Kreise, weiß die Geschäftsfrau: Auch die Werkstatt, in der die kleine Firma früher die angekauften Gebrauchtwagen zur Reparatur gebracht hat, ist betroffen: „Die haben kaum Aufträge und sind am Rande der Pleite.“ Bis nächsten Januar gilt die Abwrackprämie noch. Dann – so hofft Barbara Olejniczak – geht es vielleicht wieder aufwärts. „Wir wissen aber im Moment nicht, ob wir das nächste Jahr überhaupt erreichen..."

Andrea Uhrig

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