Freizeitchaos am Walchensee: Plan und nächtliche Kontrollen

Grünes klares Wasser, rundum mächtige Bergketten: Die wildromantische Umgebung am Walchensee in Oberbayern lockt an schönen Tagen Tausende Erholungssuchende an. Nicht alle halten sich an Regeln - das soll jetzt anders werden.
von  dpa
Boote fahren auf dem Walchensee. Foto: Lino Mirgeler/Archivbild
Boote fahren auf dem Walchensee. Foto: Lino Mirgeler/Archivbild © dpa

Jachenau (dpa/lby) - Lagerfeuer, illegale Übernachtungen, Quadtouren: Am Ufer des idyllisch in den oberbayerischen Bergen gelegenen Walchensees droht der Freizeitkollaps. Nun sollen Ranger des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen gemeinsam mit Forstmitarbeitern, Polizei und freiwilligen Helfern der örtlichen Feuerwehr für Ordnung sorgen. Teils sollen sie auch nachts zu Kontrollen unterwegs sein, um Nachtparker weiter zu scheuchen.

"Man muss schauen, dass man es in die richtigen Bahnen lenkt", sagte der Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch am Donnerstag. Der "Münchner Merkur" hatte zuerst darüber berichtet.

Der Einsatz ist Teil eines größeren Planes, mit dem die betroffenen Gemeinden gemeinsam mit Landratsamt und Regierung von Oberbayern die Ströme der Erholungssuchenden in Bahnen lenken wollen. Unter anderem werde überlegt, die Zufahrt auf der Mautstraße zum See an Wochenenden für Wohnmobile zu sperren, sagte Riesch. Die Zahl der Parkplätze ist begrenzt, auf der engen Straße staut sich der Verkehr. "An einem schönen Wochenende kann es schon sein, dass mal 3000 bis 4000 Autos da sind", sagte Riesch. Teils kämen Rettungsdienste nicht mehr durch.

Die Gemeinde überlege auch, ob sie die Quadtouren auf der Uferstraße verbieten könne. "Das muss wirklich nicht sein. Das ist auch für die anderen Leute eine Belästigung, das ist ein Riesenradau." Die Quads brächten auch zusätzliche Gefahren, zuletzt habe es Unfälle gegeben.

Vielerorts in Oberbayern stöhnen Tourismusorte unter dem Andrang vor allem von Tagesausflüglern. Am Tegernsee geht es regelmäßig nur im Schritt voran. In Garmisch-Partenkirchen warten Anwohner sehnlichst auf den Bau einer Umgehungsstraße samt Tunnel, am Eibsee am Fuß der Zugspitze drängen die Gäste - hier macht den Behörden eher das wilde Parken Sorgen, wie es in der Gemeinde Grainau heißt. "Vereinzelt übernachten Leute am Eibsee", sagt Bürgermeister Stephan Märkl. Das Problem halte sich in Grenzen. Möglicherweise liege es daran, dass es anders als am Walchensee keinen Fahrweg zum See gebe.

Die gesamte Gegend von Kochel bis hinauf zum Walchensee ist an schönen Tagen stark belastet. Herzogstand und Jochberg mit Startpunkten nahe des Walchensees sind beliebte Wandergebiete. Autos schlängeln sich den Kesselberg hinauf, der wiederum als beliebte Motorradstrecke an Wochenenden in eine Richtung gesperrt ist. Manche Biker weichen deshalb über die Mautstraße am Walchensee aus.

Seit Jahren nimmt der Druck auf das Oberland zu. Man spüre, dass München jährlich um 30 000 Einwohner wachse, sagte Riesch. "Man kann es den Leuten nicht verdenken, dass sie raus wollen aus der Stadt. Sie müssen aber verstehen, dass es in Erholungsgebieten Regeln gibt oder geben muss, damit sich jeder erholen kann. Das kommt ja letztlich wieder den Erholungssuchenden zugute."

Elf Ranger des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen sorgen auch an der Isar für Ordnung. Nicht zuletzt kontrollieren sie die Einhaltung der neuen Bootsfahrverordnung. Der Flusslauf wird im Sommer oft zur Partymeile. Erstmals gilt nun für Bootsfahrer eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille. Musikverstärker sind ebenso verboten wie "Bierbeiboote", in denen früher ganze Kästen Bier mitgezogen wurden. Das Landratsamt zog kürzlich eine positive Zwischenbilanz: Die Besucher, die im Sommer zu Tausenden mit Kanus, Kajaks und Schlauchbooten flussabwärts fahren, seien einsichtig.

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