Freitag: U-Bahn, Straßenbahn und Busse stehen still!

Zweiter Warnstreik der VAG-Mitarbeiter in diesem Monat: Die Gewerkschaften halten das Angebot der Arbeitgeber für eine „Mogelpackung“.
NÜRNBERG Obwohl sie das aktuelle Statement der VAG „eher lustig“ finden, ist Manfred Weidenfelder (ver.di) und Karin Bayerlein (GDL) nicht zum Lachen zumute. Die Gewerkschaftler fühlen sich vom Arbeitgeber, den bayerischen kommunalen Verkehrsbetrieben, denen auch die VAG angehört, über den Tisch gezogen. Aus Gewerkschaftsperspektive lachhaft daher der Appell der VAG, auf das Verhandlungsangebot der Arbeitgeber einzugehen.
Am Freitag rollt die zweite Warnstreikwelle über die Metropolregion: Wie schon am 3. Februar wird im Großraum fast der komplette öffentliche Nahverkehr ruhen – Busse, U- und Straßenbahnen. Bestreikt werden – bis auf die Bad Kissinger KIM – alle 15 kommunalen Verkehrsunternehmen Bayerns.
„Dass es die Bürger trifft, finde ich schrecklich“, räumt GDL-Frontfrau Bayerlein ein. Nicht minder schrecklich seien aber die Bedingungen, unter denen die Fahrer von Bussen und Bahnen arbeiten müssten: „Mit Abschluss des aktuellen Tarifvertrags haben wir seit Juli 2007 Einbußen von durchschnittlich 20 Prozent“, rechnet sie vor. Weidenfelder ergänzt: „Das Verhandlungsangebot der Arbeitgeber ist eine Mogelpackung.“ Die Offerte: eine Erhöhung um 2,6 Prozent zum 1. April 2009 sowie eine weitere um 2,4 Prozent zum 1. Januar. Angesichts der Verlängerung der Arbeitszeiten auf 40 Wochenstunden, aber „bleiben genau 1,3 Prozent mehr Lohn“, sagt Bayerlein. Ein junger Fahrer im Schichtbetrieb komme auf gerade 2090 Euro brutto.
800 bis 1000 VAG-Mitarbeiter werden die Arbeit niederlegen
Die Gewerkschaften kämpfen weiter für 9,5 Prozent mehr Lohn – oder aber mindestens 250 Euro mehr. Dass diese Forderung in Zeiten der Wirtschaftskrise unbotmäßig sei, weisen die Funktionäre zurück: „In guten Zeiten sollen wir den Aufschwung nicht gefährden“, sagt ver.di-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Göppner, „in schlechten sei kein Geld da.“ Er verspricht sich von der Lohnerhöhung auch ein Plus für die Konjunktur: „Wer über Schutzschirme für Banken und Unternehmen redet, sollte endlich begreifen, dass niedrige Einkommen nicht die Lösung, sondern das Problem sind.“
Problematisch wird dieser Freitag für so manchen Pendler, wenn 800 bis 1000 der 1800 VAG-Mitarbeiter die Arbeit niederlegen: Verkehrschaos scheint programmiert. Weidenfelder bittet um „Verständnis“. Die VAG setzt wie am 3. Februar die privat betriebenen Nightliner ein. Auch die S-Bahnen verkehren regulär.
Bleibt zu hoffen, dass sich Gewerkschaften und Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde am kommenden Montag annähern. Wenn nicht, könnte dauerhaft gestreikt werden. StW