Freising: Mit der Brezn zum Sieg

Am Morgen hatte er noch auf die Sensation gehofft – am Abend ließ er die Flügel hängen: Christian Magerl (Grüne) unterlag bei der Landrats-Stichwahl von Freising Michael Schwaiger von den Freien Wählern.
von  Abendzeitung
Der neue Landrat Michael Schwaiger reckt die Fäuste gen Himmel, Ehefrau Pia klatscht begeistert  Beifall
Der neue Landrat Michael Schwaiger reckt die Fäuste gen Himmel, Ehefrau Pia klatscht begeistert Beifall © Gregor Feindt

FREISING - Am Morgen hatte er noch auf die Sensation gehofft – am Abend ließ er die Flügel hängen: Christian Magerl (Grüne) unterlag bei der Landrats-Stichwahl von Freising Michael Schwaiger von den Freien Wählern.

Magerl kam am Sonntag auf 41,5 Prozent der Stimmen, sein Freund und Konkurrent Schwaiger auf 58,5.

„Damit hatte ich nicht gerechnet. Dass ich nach dem knappen Sieg vor zwei Wochen nach Adam Riese vorne liegen könnte, das schon. Aber mit solch einem Vorsprung nicht. Darauf bin ich stolz“, sprach Michael Schwaiger kurz nachdem sein deutlicher Sieg feststand. Sein Erfolgsrezept: „Ich habe am letzten Wochenende nochmal einen Informationsstand in Freising aufgestellt und viele Brezn verschenkt.“ Mit der Brezn zum Sieg – so einfach kann gewinnen sein.

Verlierer Christian Magerl hatte eine ganz andere Erklärung für seine Niederlage parat: „Die CSU-Wahlkampfempfehlung.“ Die Wahlverlierer der Kommunalwahl am 2.März hatten ihren Wählern Michael Schwaiger ans Herz gelegt. Die Fraktionsvorsitzende der Kreistags-Grünen, Birgit Huber-Metz, ergänzt: „Bevor ein Schwarzer die Grünen wählt, muss schon viel passieren.“ Mit oder ohne Wahlempfehlung.

Erleichterung über das Ende des Wahlk(r)ampfs

Am Ende merkte man beiden Kandidaten, die im Sitzungssaal des Landratsamtes live die Auszählung verfolgten, die Erleichterung an, dass es endlich vorbei war mit dem LandratsWahl-K(r)ampf. Magerl stand der Schweiß auf der Stirn, sein Lächeln wirkte gequält, Schwaiger bearbeitete die Nackenmuskulatur seiner Ehefrau Pia. Was wohl eher seiner als ihrer Entkrampfung dienen sollte. Doch mit jedem neuen Ergebnis – welches der Hüne mit lauten Freudenschreien begleitete – wurde deutlicher, dass der neue Landrat Schwaiger heißt.

In den dörflichen Gemeinden holte Schwaiger im Schnitt zwei Drittel der Stimmen ab. Doch da hoffte Magerl noch: „Die größeren Städte und Gemeinden sind ja bisher noch nicht ausgezählt.“ Moosburg, Eching, Neufahrn und vor allem Freising – da erhoffte sich der Landrats-Kandidat die nötigen Stimmen zum historischen Sieg.

Tatsächlich gewann er knapp in Eching. Doch als Schwaigers Sieg in Moosburg über die Großbildleinwand flimmerte, war klar: Es ist vorbei. Auch der Erfolg in Freising konnte am Ergebnis nichts mehr ändern.

Was ändert sich mit dem neuen Landrat Schwaiger ändern im Kreis Feising? „Lassen’s mich erst einmal die Freude genießen.“ Wie er den Widerstand des Kreises gegen die dritte Startbahn am Flughafen organisieren will, ließ Schwaiger an diesem Abend ebenfalls noch offen. Dass der Widerstand größer wird, war bereits vor der Stichwahl klar. Beide Kandidaten hatten sich als Gegner des Flughafen-Ausbaus profiliert.

Blick auf die Landtagswahlen gerichtet

Abheben durfte aber nur Schwaiger – dabei hatte Magerl am Wahltag eigentlich alles richtig gemacht: Wie der frühe Vogel, der bekanntlich den Wurm fängt, war der 52-Jährige im Morgengrauen zu einem ornithologischen Spaziergang durch die Isarauen aufgebrochen. Zusammen mit anderen vogelkundlich Interessierten hatte er dem Raufen der Stare, dem Buhlen der Kleiber gelauscht und sie mit einem Fernglas bei ihrem Konkurrenzkampf beobachtet. Dann nahm er das Glas von den Augen sagte grinsend: „Da oben geht’s ja zu wie bei uns im Wahlkampf.“

Er weiß, wovon er redet: Nächste Woche geht für ihn der Wahlkampf weiter: Im Herbst ist Landtagswahl. „Und eins von beiden“, glaubt er, wird’s schon werden.“

Irene Kleber/John Schneider

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