Neue Episode im Streit um die Brenner-Route: Freie Fahrt dank Luegbrücke?
Innsbruck/Wien - Seit Jahren ringen Deutschland, Italien und Österreich um den Verkehr. Auf der einen Seite stehen vor allem italienische und deutsche Unternehmen, aber auch Urlauber, die über den Brenner wollen. Und sie stehen wortwörtlich: Wenn Österreich mal wieder Blockabfertigung auf der Inntalautobahn ansagt und sich der Verkehr bis auf den Irschenberg zurückstaut.
Viele Tiroler leiden unter dem Verkehr
Italien hat sogar gegen Österreich bei der EU geklagt: Viele Einschränkungen wie das Nachtfahrverbot für Lkw, aber auch die sogenannte "Dosierung", wie man die Blockabfertigung in Österreich bezeichnet, sollen gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Sogar die EU-Kommission unterstützt die Klage.
Ganz konkret dürfen LKW über 7,5 Tonnen zwischen 22 und 5 Uhr auf der Inntalautobahn nicht fahren. Wobei beispielsweise für Fahrten mit verderblichen Waren wie Lebensmitteln Ausnahmen gelten.
Auf der anderen Seite leiden viele Tiroler unter dem Verkehr durch das Inntal und auf der Brenner-Route. Sogar von einer stark gestiegenen Zahl von Krebserkrankungen ist dort die Rede.
Anwohner vs. Wirtschaft
Für die Politik in Österreich ist die Angelegenheit daher heikel. Denn schon früher hatte sich die Tiroler Wirtschaftskammer gegen das Nachtfahrverbot gestellt. Nun berichtet die "Tiroler Tageszeitung", dass sich auch die Wirtschaftskammer Österreich gegen das Nachtfahrverbot ausspricht.
Hintergrund sei die derzeitige Sanierung der Luegbrücke auf der Brennerautobahn. Die marode Brücke ist derzeit nur einspurig befahrbar, muss aber dringend saniert werden. In Ausnahmefällen wie bei starkem Verkehr kann die Brücke in einer speziellen Konstellation auch zweispurig befahren werden.
Staus nach Unfällen
Doch trotz dieser Regel ist es in den vergangenen Monaten zu massiven Problemen nach Unfällen gekommen. Tirol hat in diesen Fällen ebenfalls eine Blockabfertigung veranlasst. Mit der Folge, dass auch in Bayern die Autofahrer im Stau standen, berichtet der BR.
Nun hat der österreichische Autobahnbetreiber Asfinag angekündigt, dass zur Hauptreisezeit von April bis Ende September die Luegbrücke zweispurig geöffnet werden soll, um des Verkehrs Herr zu werden.
Die Wirtschaftskammer fordert, dass wegen der Bauarbeiten an der Luegbrücke das Nachtfahrverbot für LKW gekippt werden soll, um den Verkehr zu entzerren. Wobei sich diese Forderung genau gegen das richtet, was jüngst im Koalitionsvertrag der neuen Regierung beschlossen wurde. Die Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos ist erst seit Montag im Amt.
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