Frauenpower rüttelt an den OB-Thronen

Bei den OB-Wahlen in Erlangen und Fürth fordern zwei Frauen zwei Männer heraus – Ursula Lanig (SPD) und Birgit Bayer-Tersch (CSU) greifen die Amtsinhaber Siegfried Balleis (CSU) und Thomas Jung (SPD) an.
von  Abendzeitung
Erlangens Amtsinhaber Siegfried Balleis (CSU) ist seit 1996 Chef im Rathaus und wird es wohl auch nach der OB-Wahl bleiben.
Erlangens Amtsinhaber Siegfried Balleis (CSU) ist seit 1996 Chef im Rathaus und wird es wohl auch nach der OB-Wahl bleiben. © az

ERLANGEN/FÜRTH - Bei den OB-Wahlen in Erlangen und Fürth fordern zwei Frauen zwei Männer heraus – Ursula Lanig (SPD) und Birgit Bayer-Tersch (CSU) greifen die Amtsinhaber Siegfried Balleis (CSU) und Thomas Jung (SPD) an.

Zwei Frauen fordern zwei Männer heraus – auf diesen Nenner lassen sich die OB-Wahlen in Erlangen und Fürth bringen. Etwas anderes als klare Siege der Amtsinhaber Siegfried Balleis (CSU) in Erlangen und Thomas Jung (SPD) in Fürth wäre allerdings eine Überraschung. Denn beide Städte haben gute Jahre hinter sich, der finanzielle Spielraum wächst und die Arbeitslosigkeit sinkt.

Besonders gut steht Erlangen da. Die Siemens- und Universitätsstadt mit 104000 Einwohnern gehört zu den wohlhabendsten Kommunen in Deutschland, die Arbeitslosigkeit ist mit rund vier Prozent die niedrigste aller deutschen Großstädte.

Die Zahl der in der Stadt angebotenen Arbeitsplätze liegt auf einem Allzeithoch von 90000. Siegfried Balleis (54) arbeitete früher selbst bei Siemens, ehe er Wirtschaftsreferent und 1996 schließlich Oberbürgermeister wurde. 2002 bestätigten ihn die Wähler mit 58,3 Prozent im Amt.

OB peilt „50 Prozent plus x“ an

Um die wirtschaftliche Zukunft der Stadt muss sich Balleis derzeit wenig Sorgen machen, hat sich doch Siemens-Chef Peter Löscher bereits klar zum Standort Erlangen bekannt. Bei der Wahl peilt der OB „50 Prozent plus x“ an. Er will den Wirtschaftsstandort weiter stärken und Erlangen zur „Bundeshauptstadt der Medizin“ machen. Als das wichtigste kommunale Zukunftsthema nennt er Bildung – „ganzheitlich verstanden, von der Kinderkrippe bis zum Gehirnjogging für Senioren“.

Die SPD-Herausforderin Ursula Lanig (54) will Balleis im Wahlkampf bei den Themen Bildung und Stadtentwicklung stellen. So müsse es mehr Ganztagsangebote in den Schulen geben, fordert sie. Bei der Innenstadtsanierung sei in den vergangenen Jahren ein großer Investitionsstau entstanden. „Da gibt es viel nachzuholen“, sagt die Gymnasiallehrerin. Bei allem Reichtum dürfe man nicht vergessen, dass es in Erlangen auch soziale Probleme gebe, etwa bei Migranten und einkommensschwachen Gruppen.

In Fürth will der seit 2002 amtierende OB Thomas Jung (SPD) den Rückenwind aus dem Jubiläumsjahr 2007 für einen klaren Wahlsieg nutzen. Der Feier-Marathon zum 1000. Stadtgeburtstag gab dem 46-Jährigen die Möglichkeit zu einer umfassenden Präsenz. „Die Messlatte liegt bei 50 Prozent plus x“, sagt Jung. Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete hatte vor sechs Jahren gleich im ersten Wahlgang mit 53,3 Prozent den damaligen OB Wilhelm Wenning (CSU) besiegt.

Fürth seit einigen Jahren im Aufwind

Zugute kommt Jung, dass sich Fürth seit einigen Jahren im Aufwind befindet: Die Einwohnerzahl stieg auf rund 114000, die Wirtschaft floriert, die Arbeitslosigkeit sinkt, die städtischen Finanzen erholen sich, und auch die Sanierung der Innenstadt macht Fortschritte. Seit kurzem zeichnet Fürth sogar als Universitätsstandort, und mit dem Thermalbad „Fürthermare“ ist eine überörtliche Attraktion entstanden. „Fürth hat sich ein neues, positives Image erarbeitet“, freut sich Jung, der im Wahlkampf ebenfalls mit dem Thema Bildung punkten will.

Jungs Herausforderin ist die CSU-Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Birgit Bayer-Tersch. Die 46-Jährige hat ihren Schwerpunkt in der kommunalen Jugend- und Schulpolitik. Besonders wichtig ist es ihr, genügend Sportangebote für Jugendliche zu schaffen. „Beim Sport wird Integration umgesetzt, hier wird auch soziale Kompetenz erworben“, sagt sie. Als Pharmareferentin liegt ihr daneben die Gesundheitspolitik besonders am Herzen. So müsse das Fürther Klinikum unbedingt in kommunaler Hand bleiben.

Stephan Maurer

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