Franz Maget: „Ich fühle mich nicht als Verlierer“
Nach zwölf Jahren hört Franz Maget als Chef der Münchner SPD auf. Jetzt spricht er über sein Image als ewiger Pechvogel, über Fehler als Vater und über seine Zukunft. Und über die Frage, die er nach 30 Jahren Politik nicht mehr hören kann...
AZ: Herr Maget, 30 Jahre lang saßen Sie jeden Montag im Vorstand der Münchner SPD, zwölf Jahre als Vorsitzender. Was machen Sie jetzt mit dem freien Abend?
FRANZ MAGET: Montag ist Kinotag – das war für mich immer komisch, weil ich nie dahin gehen konnte. Aber jetzt werde ich das nutzen. Zuletzt habe ich Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“ gesehen, ein toller Film.
Eine erotische Komödie. Aber die Münchner SPD macht nicht so viel Spaß. Wie verkraften Sie es, sich bei Wahlen so oft ein blaues Auge geholt zu haben?
Es waren nicht nur schwierige Zeiten, sondern auch schöne. Auch wenn Niederlagen und Rückschläge dabei waren, habe ich mich gut gefühlt. In den Umfragen waren die Bürger mit meiner Arbeit zufrieden, und ich selbst habe außer 2003 immer das Direktmandat gewonnen. Ich fühle mich da nicht als Verlierer.
Suche nach den Schwachstellen in der Partei
Doch nach der Niederlage zur Landtagswahl haben Mitglieder dringend eine Generalanalyse gefordert.
Es ist uns nicht alles so gut gelungen, wie wir erhofft haben. Mit einer Projektgruppe zur Analyse der Wahlergebnisse wollen wir aus Fehlern und Rückschritten lernen und auf gute Erfahrungen und Erfolge aufbauen. Bei aller notwendigen Selbstkritik dürfen wir feststellen, dass die Münchner SPD im Vergleich mit anderen Städten sehr gut dasteht.
Die Münchner SPD wird wechselhaft gewählt, und ist nur bei Kommunalwahlen stark.
München ist keine Stadt, die automatisch SPD-Mehrheiten hat. Wir mussten immer um die Erfolge kämpfen. Bei Kommunalwahlen können wir das aus eigener Kraft tun. Doch schauen Sie auf die vorige Landtagswahl: Da waren CSU und SPD in München so nah beieinander wie nie zuvor und ich habe mit 39,9 Prozent das beste Ergebnis aller Kandidaten gehabt. Das zeigt, dass wir erfolgreich sein können.
1500 Münchner gaben seit 1997 ihr rotes SPD-Parteibuch ab
Die SPD hat trotzdem viele Mitglieder verloren.
In München 1500 seit meiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahre 1997. Heute haben wir 5500 Mitglieder. Das hatte zu 99 Prozent bundespolitische Gründe. Ich erinnere an den Kosovo-Beschluss zum ersten Auslandseinsatz der Bundeswehr und an die Agenda.
Sie scheinen Schmerzen zu brauchen als Vizechef beim Tohuwabohu-Club 1860!
1860 ist ein schwieriger Fall, aber eine Herzensangelegenheit.
30 Jahre waren Sie hochaktiv in der Politik in München und in ganz Bayern als Fraktionsvorsitzender. Kommt die Familie dabei zu kurz?
Ja, leider. Für meine Kinder, die heute 22 und 28 Jahre alt sind, hätte ich mehr Zeit aufwenden müssen. Man ist da oft bei Terminen unterwegs, die nicht zwingend notwendig waren. Ich hätte das ein oder andere Mal öfter zuhause bleiben sollen.
Fußball macht den Kopf frei
Wie entspannen Sie vom Polit-Stress?
Sport macht meinen Kopf frei. Ich jogge und spiele Fußball. Wenn ich auf den Platz laufe, denke ich an nichts anderes mehr. Auch bei kurzen Reisen kann ich sofort abschalten.
Warum hören Sie eigentlichauf?
Ich will nach zwölf Jahren zeigen, dass man kein Ewigkeitsvorsitzender ist. Es ist jetzt in der Münchner SPD Raum für Veränderungen, auch an der Spitze kann das nicht schaden. Jetzt ist es gut, dass ein anderer die erste Verantwortung übernimmt, und ich übergebe die Münchner SPD in einem ganz guten Zustand. Ich gebe aber zu, das eine gewisse Wehmut dabei ist.
Nur einmal war mit Ingrid Anker eine Frau Vorsitzende der Münchner SPD. Warum wird keine Frau Ihre Nachfolgerin? Mit der Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Irmgard Hoffmann waren insgeheim zwei im Gespräch.
Weil meine Stellvertreterinnen Brigitte Meier und Claudia Tausend andere Pläne haben und sie auch meinen, dass Ulrich Pfaffmann der richtige Nachfolger ist .
Ich gehe nicht in den politischen Ruhestand
Gehen Sie jetzt in den politischen Ruhestand?
Nein. Ich habe noch genügend politische Ämter. Ich werde auch um meinen Sitz im Bundespräsidium der SPD kämpfen. Ich will nicht so leichtfertig so etwas wieder aufgeben.
Und bleiben Sie Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion?
Fragen Sie mich das Ende nächsten Jahres. Alle Ämter in der Fraktion sind bis Mai 2011 besetzt.
Warum sind Sie 2008 nicht OB-Kandidat geworden? Sie haben damit geliebäugelt.
Weil ich der Meinung war, dass Christian Ude der geeignete OB ist und ich ihm immer gesagt habe: Wenn es eine Chance gibt, dass er noch eine Amtszeit macht, wäre das die beste Lösung. Mittlerweile weiß auch Ude, dass es die beste Lösung war und fühlt sich in seinem Amt wohl.
Herr Maget, welche Frage können Sie nach 30 Jahren nicht mehr hören?
Warum kann die SPD nicht von Niederlagen der CSU profitieren?
Interview: Willi Bock