Franz Gsells Mörder in Freiheit?
Sie sollen den Chirurgen getötet haben – doch das Gericht muss die Männer laufen lassen.
NÜRNBERG - Die unendliche Geschichte um den gewaltsamen Tod des Schönheits-Chirurgen Franz Gsell († 76) ist um ein peinliches Kapitel reicher: Zwei Rumänen, die zuletzt als Hauptverdächtige in U-Haft saßen, mussten frei gelassen werden. Gegen sie kann in gleicher Sache kein neuer Haftbefehl erlassen werden.
Verantwortlich für den Justizskandal ist die Nürnberger Staatsanwaltschaft: Die Ermittlungen dauerten zu lange. Anfang 2011 feierten die Ermittler einen späten, aber spektakulären Erfolg: Acht Jahre, nachdem der Schönheits-Chirurg Franz Gsell 2003 nach einem fingierten Überfall gestorben war, präsentierten sie zwei Rumänen als Hauptverdächtige. Der Vorwurf: schwerer Raub mit Todesfolge. Obwohl die Männer zwölf Monate in U-Haft schmorten, kam es zu keiner Anklage. Jetzt musste das Oberlandesgericht (OLG) die Verdächtigen laufen lassen.
Justizintern heißt es, der zuständige Oberstaatsanwalt habe es versäumt, vor seiner Pensionierung Ende November einen Kollegen in den komplizierten Fall einzuarbeiten. Die Akten umfassen mittlerweile 6000 Seiten und zwölf Gutachten. Im Zusammenhang mit dem Tod des Chirurgen und dem Leben seiner schrillen Witwe ging es stets um viel Geld, um Ansehen und Aufsehen, um Sex und Affären. Tatjana, damals noch Tanja Elisabeth Gick, hatte Franz Gsell 1987 kennengelernt. Der 45 Jahre ältere Arzt betrieb eine eigene Klinik für ästhetisch-plastische Chirurgie. 1991 war die Hochzeit.
Am 5. Januar 2003 drangen Räuber in Gsells Villa ein. Tatjana Gsell vergnügte sich zur Tatzeit mit einem Liebhaber, einem Autohändler aus Düsseldorf, in Marbella. In Nürnberg misshandelten die Räuber ihren Mann, elf Wochen später starb Franz Gsell an einer Infektion im Krankenhaus. Der Überfall entpuppte sich als fingiert. Die Gsells wollten den Raub ihres 100000 Euro teuren Mercedes vortäuschen. Ein Staatsanwalt und Jugendfreund von Tatjana half bei dem Coup mit. Doch als die Autoschieber den Wagen holen wollten, kam es zum Streit. Gsell wurde niedergeschlagen, starb wenig später.
Tatjana Gsell und der Staatsanwalt wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Danach drängte die schrille Witwe (40) mit immer neuen Liebhabern – darunter Ferfried Prinz von Hohenzollern – ins Rampenlicht. Ihr Markenzeichen: die Freizügigkeit – sei es als Partygirl, Covermädchen oder als lebende Werbung für Erotik-Messen. Nach dem jüngsten Justiz-Skandal ist fraglich, ob das Verbrechen an ihrem Mann jemals aufgeklärt wird und die Täter bestraft werden.