Frankenberger ist neuer ÖDP-Chef: Nix mit Friedenspfeife!

Sebastian Frankenberger, Deutschlands wohl meistgehasster Nichtraucher, ist neuer ÖDP-Chef. Er möchte die Partei wie einen Indianerstamm führen – und will mit „Hugh!“ begrüßt werden
REGENSBURG Ob da jemand die Urne mit einem Aschenbecher verwechselt hat, ist nicht überliefert. Bei der Wahl ihres neuen Bundesvorsitzenden passierte der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) auf ihrem Bundesparteitag in Regensburg jedenfalls ein peinliches Malheur: Eine Wahlurne und damit ein ganzer Stapel Stimmzettel fiel im ersten Durchgang schlicht unter den Tisch. Die Wahl war damit ungültig. Die Kür von Sebastian Frankenberger, der als Initiator des bayerischen Nichtraucherschutz-Volksbegehrens zu bundesweiter Bekanntheit gekommen ist, musste wiederholt werden.
Am Ende setzte sich der 29-jährige Passauer aber dann doch mit rund 71 Prozent der Stimmen glatt durch. Frankenberger erhielt im zweiten Durchgang 124 von 174 Stimmen und konnte so zwei Mitbewerber auf Distanz halten. Der Fremdenführer und Notfallseelsorger löst damit den 69-jährigen Klaus Buchner an der Spitze der ÖDP ab. Der Münchner Professor hatte aus Altersgründen nach siebeneinhalb Jahren als Vorsitzender nicht mehr kandidiert.
Die ÖDP hat rund 6500 Mitglieder, davon mehr als 4000 allein Bayern. Nun will man auch im Rest der Republik an Bedeutung gewinnen. „Ich werde in Zukunft möglichst omnipräsent sein, vielleicht brauche ich dann einen Dolmetscher“, sagte Frankenberger in Anspielung auf seinen bayerischen Dialekt.
Politik nach Indianerart – freilich ohne Friedenspfeife – will der langhaarige Passauer machen und wurde dafür von den 170 Delegierten mit begeistertem Indianergebrüll gefeiert. „Macht es wie die Indianer", sagte Frankenberger. Dort lege ein Häuptling seinem Stamm gegenüber einen Schwur „auf die siebte Generation" ab. Nach Frankenbergers Willen wird der Indianergruß zum neuen ÖDP-Erkennungsmerkmal: „Hugh! So will ich künftig begrüßt werden!"
Der neue ÖDP-Häuptling will auch künftig hauptsächlich durch Volksbegehren Politik machen. Vorläufig sei es wohl nur in Bayern möglich, in den Landtag zu kommen.
Frankenberger sagte, es müsse langfristig ein „klares Ziel" sein, mit der ÖDP in den Bayerischen Landtag einzuziehen. „Die Freien Wähler haben es uns vorgemacht", sagte der 29-Jährige. Dafür will die ÖDP ihre kommunale Präsenz ausbauen. In Bayern hat die ÖDP derzeit nach eigenen Angaben 325 Vertreter in den Parlamenten der Städte und Landkreise. jot