Franken wollen Stonehenge nachbauen
WUNSIEDEL - Was ist nur mit den Franken los? Nach der monströsen Christusstaue wollen sie sich nun das weltberühmte Stonehenge unter den Nagel reißen. Ein originalgetreuer Nachbau der mystischen Kultstätte soll nahe Wunsiedel entstehen. Doch es gibt kräftigen Widerstand.
Ein bisserl an den Druidenhaaren herbeigezogen wirkt das Projekt ja schon. Die sagenumwobenen Felsblöcke, die in der Jungsteinzeit im Südwesten Englands von den Kelten errichtet wurden, haben auf den ersten Blick garnix mit Oberfanken gemein. Trotzdem soll in Wunsiedel der „Park der Kelten“ entstehen. Bis zu vier Millionen will Kai Hammerschmidt, Chef einer fränkischen Firma, die Kunstfelsen herstellt, investieren. Die Hälfte, so das Kalkühl des pfiffigen Unternehmers, soll Vater Staat zuschießen. Oberfranken, so Hammerschmidt, gehöre wie Stonehenge zu einem interessanten Standort von Megalithkulturen.
Wie die Kelten posthum doch noch nach Wunsiedel kamen
Dumm nur, dass die Kelten im Fichtelgebirge kaum nennenswerte Spuren hinterlassen haben. Schlimmer noch, der Bamberger Archäologe Björn-Uwe Abels bezweifelt, dass überhaupt jemals Kelten im Raum Wunsiedel ansässig waren. Die Region sei zwischen 5 000 vor Jesus Christus und dem frühen Mittelalter geschichtlich relativ belanglos, so das vernichtende Urteil des Professors für Frühgeschichte. Mit Ausnahme einer einzelnen Grabstätte gebe es keine keltischen Funde im Fichtelgebirge. Überhaupt, so Abels, gebe es dort kaum Funde und erst recht keine archäologischen Denkmäler aus jener Epoche.
Dafür beginnt der Landesjagdverband sich auf die nachgebaute Kultstätte einzuschießen. Er sieht ein Lehr- und Forschungsrevier sowie die dort lebenden Tiere in ihrem Bestand gefährdet.
Rathauschef hofft auf Touristen aus aller Welt
Wunsiedels Bürgermeister Karl Willi-Beck liebäugelt dagegen mit "Wunhenge". "Wichtig ist, dass hier eine Initiative eines einheimischen Unternehmers kommt und wir sind alle aufgerufen, dies zu unterstützen", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Touristen aus aller Welt soll der Haufen Plastiksteine anlocken. Der Stadtrat hatte sich inzwischen mit knapper Mehrheit für das Projekt ausgesprochen. Im Sommer 2010 soll "Wunhenge" fertig sein.
Auch die umstrittenen Christusstatue wollen die Franken
Nachdem der Stadtrat im mittelfränkischen Wassertrüdingen die Baupläne für eine 55 Meter hohe Jesus-Statue aus Beton abgelehnt hat, interessiert sich nun die oberfränkische Stadt Rödental im Landkreis Coburg für den Monumental-Messias. Bürgermeister Gerhard Preß sagte, er könne sich durchaus vorstellen, den Beton-Jesus in Rödental auf einem künstlichen Berg errichten zu lassen, der beim Bau der ICE-Strecke Ebensfeld-Erfurt entsteht.
Nach Ansicht des Bürgermeisters würde die Figur zu dem rund 60 Meter hohen, künstlichen Hügel passen, der den Namen Pilgershöhe trägt. Käme die Statue nach Rödental, sähe der Bürgermeister gute Chancen für einen Tourismus-Boom. Voraussetzung für eine mögliche Realisierung des Jesus-Projekts wäre jedoch, dass der Rödentaler Stadtrat dem Vorhaben zustimmt, wie Preß sagte. Das Projekt der Christlichen Initiative Pax ist bereits zweimal gescheitert. Vor Wassertrüdingen lehnte auch schon das oberbayerische Bad Reichenhall die Errichtung der überdimensionalen Statue ab. Sie wäre den Plänen zufolge 20 Meter höher als die weltberühmte Christusstatue von Rio de Janeiro.
Ralph Hub