Franke verprügelt Richter

Der Jurist hält an der Universität Passau einen Vortrag über Sterbehilfe. Plötzlich springt ein 22-Jähriger auf, geht mit Fäusten auf den Referenten los – und wird überwältigt
von  Abendzeitung
Thomas Fischer ist stellvertretender Vorsitzender des Zweiten Strafsenats beim Bundesgerichtshof.Bei einem Vortrag an der Uni Passau wurde er von einem Studenten angegriffen.
Thomas Fischer ist stellvertretender Vorsitzender des Zweiten Strafsenats beim Bundesgerichtshof.Bei einem Vortrag an der Uni Passau wurde er von einem Studenten angegriffen. © AG_Strafrecht_2011

PASSAU Die Umgangsformen an der Uni Passau waren auch schon mal herzlicher. Während eines Gastvortrags ist ein 22-jähriger Student mit Fäusten auf Thomas Fischer, stellvertretender Vorsitzender des Zweiten Strafsenats beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, losgegangen. Der Schläger kam in die Psychiatrie.


Fischer sprach zum Thema Sterbehilfe und zur Präimplantationsdiagnostik. Er hatte seinen Vortrag vor 300 Stundeten im Auditorium der Uni am Dienstagabend fast beendet und wollte sich den Fragen seines Publikums stellen. Plötzlich sprang einer der Zuhörer auf und stürmte aufs Podium.
Der 22-jährige Jurastudent schlug dem Richter ins Gesicht. Die Faust erwischte Fischer schmerzhaft am linken Ohr. „Weitere Schläge trafen den Brustkorb des Referenten”, so der Lehrstuhlleiter, Professor Armin Engländer.

Der Täter fiel bereits vorher negativ auf


Drei von Engländers Assistenten kamen Fischer zu Hilfe. Sie zerrten den Täter weg und hielten ihn so lange fest, bis die Polizei eintraf.
Der BGH-Richter blieb souverän. Als sich die Situation wieder beruhigt hatte, stellte sich Thomas Fischer der Diskussion. Er erstattete allerdings Anzeige wegen Körperverletzung.


Der Festgenommene war bereits früher wegen seines merkwürdigen Verhaltens aufgefallen. Er hatte einer Kommilitonin nachgestellt und ihr immer wieder Briefe geschrieben. Die Studentin zeigte ihn als Stalker an. Der Mittelfranke bekam ein Kontaktverbot. Die Nacht auf Mittwoch verbrachte er in einer Arrestzelle. Die Angaben über seine Motivation sind so pauschal und wirr, dass die Polizei zunächst von einem „rechts orientierten” Täter ausging.
Nach einem mehrstündigen Verhör korrigierte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch gestern diese Einschätzung: „Eine politische Motivation lässt sich nicht erkennen.” Der Beschuldigte gebe Phrasen von sich wie: „Der Staat stinkt mir!”


Er habe aus diesem Frust heraus einen Angriff auf eine Person des öffentlichen Lebens geplant. Das Opfer habe er sich wahllos ausgesucht.
Ob der Student an einer Persönlichkeits- oder Geistesstörung leidet, sollen nun Ärzte klären. Er kam in die Psychiatrie.

H. Denk, R. Hub

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