Franke in U-Haft - weil ein Hund gegen ihn „aussagte“

Marko B. kam sich vor wie im falschen Film, als eines Tages mehr als ein halbes Dutzend Polizisten in seiner Wohnung stand. Er stehe im Verdacht, jener Serienbrandstifter zu sein, der seit Monaten sein Unwesen treibe. Der einzige Beweis: Ein Hund hatte gegen ihn „ausgesagt“, indem der Vierbeiner seine Spur aufgenommen hatte.
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Riecht eine Million mal besser als der Mensch: Brandy vom privaten Mantrailer-Verein darf für die Polizei Mittelfranken nur Vermisste suchen.
abendzeitung 2 Riecht eine Million mal besser als der Mensch: Brandy vom privaten Mantrailer-Verein darf für die Polizei Mittelfranken nur Vermisste suchen.
Marko B. vor der Scheune, in der er angeblich einen Brand gelegt hat – ein Hund hatte die Polizei auf seine Spur gebracht.
Marcus Führer 2 Marko B. vor der Scheune, in der er angeblich einen Brand gelegt hat – ein Hund hatte die Polizei auf seine Spur gebracht.

Marko B. kam sich vor wie im falschen Film, als eines Tages mehr als ein halbes Dutzend Polizisten in seiner Wohnung stand. Er stehe im Verdacht, jener Serienbrandstifter zu sein, der seit Monaten sein Unwesen treibe. Der einzige Beweis: Ein Hund hatte gegen ihn „ausgesagt“, indem der Vierbeiner seine Spur aufgenommen hatte.

BAMBERG Marko B. (28) aus der Nähe von Bamberg hat das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren: 14 Tage saß er als angeblicher Serienbrandstifter in U-Haft. Der einzige Beweis, den die Ermittler hatten: Ein Hund hatte gegen ihn „ausgesagt“, indem der Vierbeiner seine Spur aufgenommen hatte. Immer öfter werden so genannte Mantrailing-Hunde, die auf Geruchsspuren abgerichtet sind, nicht mehr nur zur Vermisstensuche sondern auch zur Aufklärung von Verbrechen eingesetzt.

Marko B. kam sich vor wie im falschen Film, als eines Tages mehr als ein halbes Dutzend Polizisten in seiner Wohnung stand, einer befahl: „Ausziehen – und zwar alles!“ Begründung: Er stehe im Verdacht, jener Serienbrandstifter zu sein, der seit Monaten sein Unwesen treibe. Nach 14 Tagen wurde er entlassen. Kurz darauf brannte es wieder.

Für viele Brände hat Marko B. Alibis

Und wieder kamen Beamte mit einem Hund. „Da wollten die wieder eine Unterhose. Ich bin durchgedreht“, erinnert sich der Schichtarbeiter. Er begab sich in psychiatrische Behandlung, verlor vorübergehend seinen Job. Später stellte sich heraus: Für viele Brände hat Marko B. Alibis – mal war er im Krankenhaus, mal mit Kollegen auf Schicht. An Kleidungsstücken fanden Experten nichts, was darauf deutete, dass Marko B. auch nur in der Nähe eines Brandes war.

Inzwischen wurde ein Feuerwehrmann (17) gefasst – seitdem hat es nicht mehr gebrannt. Jetzt wartet B. darauf, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt wird. Das Problem: Bereits im März 2007 verurteilte das Landgericht Bamberg einen Mann zu zehn Jahren Haft, weil er seinen Nachbarn mit der Axt halbtot geschlagen haben soll. Am Tatort gab es laut einem Bericht des „Spiegel“ keine Spuren, außer denen, die die Mantrailing-Hunde gefunden hatten. Es waren die gleichen Beteiligten wie bei Marko B. Die Hunde waren keine Polizeihunde sondern Amateurtiere eines Hundesportvereins. „Diese Hunde werden bei uns nur zur Vermisstensuche eingesetzt“, betont Karl Kuhn, Ausbildungsleiter der Hundestaffel Nürnberg.

Sein einziger Profi-Mantrailer „Lady“ wird nur von Polizisten geführt – und erschnüffelte schon einen Brandstifter. Der gestand sofort. A. Uhrig

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