Fränkischer Kulturpreis-Regen

Der Nürnberger Kulturpreis geht an den Autor Gerhard Falkner, der Bezirk Mittelfranken ehrt Schlagzeuger Wolfgang Haffner
von  Abendzeitung
Der bereits mehrfach ausgezeichnete Kulturpreisträger: Lyriker Gerhard Falkner.
Der bereits mehrfach ausgezeichnete Kulturpreisträger: Lyriker Gerhard Falkner. © az

Der Nürnberger Kulturpreis geht an den Autor Gerhard Falkner, der Bezirk Mittelfranken ehrt Schlagzeuger Wolfgang Haffner

Es hätte beinahe einen ungewollten und somit deutungsoffenen Doppelschlag gegeben bei den Kulturpreisen, die einerseits die Stadt Nürnberg und andererseits der Bezirk Mittelfranken für 2010 verteilen. In beiden Fällen sortiert eine Berater-Jury aus vielen Vorschlägen die Preisträger aus - immer mal wieder auch per Kampfabstimmung. Wie es der Zufall will, tagten diesmal die beiden Gremien unabhängig voneinander zur gleichen Zeit. So hätten sie fast auch den gleichen Preisträger gekürt. Nach mehreren Abstimmungsrunden wurde in Nürnberg schließlich eine festgefahrene Pattsituation durch gezielte Stimmenthaltungen aufgelöst und Schriftsteller Gerhard Falkner zum Sieger erklärt - exakt zur gleichen Stunde, als dem hier knapp unterlegenen Schlagzeuger und Komponisten Wolfgang Haffner der Kulturpreis von Mittelfranken zugesprochen wurde. Es gibt doch höhere Gerechtigkeit.

Mit dem in Schwabach geborenen Gerhard Falkner (59), der seit 1981 als Lyriker (vom Debüt-Band „so beginnen am körper die tage“ bis „Hölderlin Reparatur“ von 2008) nach und nach überregional ausstrahlenden Ruf erwarb, wird einem reich bekränzten Autor weiterer Lorbeer aufs Haupt gedrückt. Seine imposante Sammlung von Auszeichnungen reicht vom Bayerischen Staatsförderpreis (1987) über den „Stadtschreiber“-Titel von Rheinsberg (2003) bis zum Peter-Huchel-Preis (2009). Als Autor überraschte er vor zwei Jahren mit „Bruno“, einem geistreichen Klein-Roman im fabulösen Umfeld des als „Problembär“ bekannt gewordenen Vierbeiners. Drei Bühnenwerke, die Falkner zehn Jahre vorher verfasste, hatten keine so nachhaltige Wirkung. Dafür wächst sein Ruf als Essayist beständig und inzwischen gibt es nicht nur Literatur von ihm, sondern auch über ihn.

18 Vorschläge wurden für den nur alle zwei Jahre vergebenen Nürnberger Kulturpreis (10.000 Euro) eingereicht, 35 weitere für die jährlichen zwei Förderpreise (je 5000 Euro) und vier Kultur-Stipendien (je 2500 Euro). Dabei dominierte die Bildende Kunst und die Musik weit vor Literatur, Theater und freie Szene.

Förderpreise bekommen: Ursula Kreutz, die Foto-und Textilkünstlerin mit der eigenwilligen poetischen Bildsprache und Dan Reeder, der Amerikaner in Nürnberg, der mehr noch als durch seine Comic-Bilder mit phantasievollem Instrumentenbau für sanftmütig boshafte Songs überzeugt. Ein Stipendium erhalten: Die Band Carlos Reisch, die 20-jährige Solo-Performerin Lena Dobler, der mit Groß-Skulpturen aufgefallene Sebastian Kuhn und der Verein „Zentrifuge“, der „Auf AEG“ die Vernetzung von Kunst und Kultur betreibt. Die Preise werden im November in der Tafelhalle offiziell überreicht. D.S.

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