Forscher: Wirecard im Einzelhandel kein führendes Zahlsystem

Eine Einstellung des Betriebs von Wirecard würde den deutschen Einzelhandel wohl nicht in größerem Ausmaß treffen. Das seit Montag unter Regie des vorläufigen Insolvenzverwalters stehende Unternehmen hat nach Daten des Handelsforschungsinstituts EHI Retail Institute nur einen relativ geringen Marktanteil bei Kreditkartenzahlungen.
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Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale zu sehen. Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild
dpa Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale zu sehen. Foto: Sven Hoppe/dpa/Symbolbild

Köln/London - Eine Einstellung des Betriebs von Wirecard würde den deutschen Einzelhandel wohl nicht in größerem Ausmaß treffen. Das seit Montag unter Regie des vorläufigen Insolvenzverwalters stehende Unternehmen hat nach Daten des Handelsforschungsinstituts EHI Retail Institute nur einen relativ geringen Marktanteil bei Kreditkartenzahlungen. Für die Girocard als meist genutztes bargeldloses Zahlungsmittel habe Wirecard keine Netzbetreiberlizenz, sagte Horst Rüter, Leiter des Forschungsbereichs Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung. Auch bei elektronischen Lastschriftverfahren sei der skandalgeschüttelte Zahlungsabwickler Wirecard nicht vertreten, sagt Rüter am Dienstag auf Anfrage.

Zahlungen per Kreditkarte dagegen laufen durchaus über Wirecard. Doch spielen Kreditkarten laut EHI bei den Zahlungsarten im Einzelhandel mit einem Anteil von 7,6 Prozent eine untergeordnete Rolle - und Wirecard hat in dieser Hinsicht ohnehin keine dominante Rolle. "Wirecard ist nicht unter den größten Anbietern", sagte Rüter. "Der Anteil von Wirecard ist deutlich unter fünf Prozent." Mehrere Konkurrenten des in einen Bilanzskandal verwickelten Konzerns sind demnach deutlich größer, darunter Concardis, Payone und Wordline. Insolvenz beantragt hat bisher die Muttergesellschaft Wirecard AG, ausgenommen bleiben soll die Wirecard-Bank.

Die Zukunft von Wirecard ist ungewiss, seit der Vorstand vergangene Woche Insolvenz beantragte - und meldete, dass "die Fortführbarkeit des Unternehmens nicht sichergestellt" sei. Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé prüft derzeit im Auftrag des Münchner Amtsgerichts die Lage bei Wirecard. Eine wesentliche Frage bei Insolvenzgutachten ist, was für die Gläubiger günstiger ist: die Fortsetzung des Betriebs oder Einstellung und Abwicklung.

In Großbritannien hatte die Finanzaufsicht FCA vergangene Woche die dortige Wirecard-Tochter Card Solutions stillgelegt. Folge war, dass Tausende Kunden mehrerer Fintech-Startups ihre Finanz-Apps nicht mehr nutzen konnten, weil die dahinter stehenden Kreditkartenzahlungen über Wirecard laufen. Die FCA hob die Sperre am Dienstag wieder auf.

Allerdings hat das in Großbritannien bekannte Startup Curve die Zusammenarbeit mit Wirecard nun eingestellt, und auch der Online-Kontendienst Pockit denkt darüber nach, sich einen anderen Bezahldienstleister zu suchen. "Wir überprüfen dringend alle Plattformoptionen und -lösungen, um unsere Kunden am besten zu schützen und ihnen hilfreich zu sein", erklärte ein Sprecher. Das umfasse Gespräche mit einem anderen, einheimischen Zahldienstleister.

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