Flutkatastrophe schwappt knapp an Regensburg vorbei

Es hätte dramatisch werden können. Regensburg rechnete mit der schlimmsten Hochwasser-Katastrophe seit Jahrzehnten. Am Samstag dann Entwarnung: Das Wasser stieg nicht so stark wie befürchtet – und die neuen Flutschutzwände hielten dem Wasser stand.
von  Abendzeitung
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Regensburg - Es hätte dramatisch werden können. Regensburg rechnete mit der schlimmsten Hochwasser-Katastrophe seit Jahrzehnten. Am Samstag dann Entwarnung: Das Wasser stieg nicht so stark wie befürchtet – und die neuen Flutschutzwände hielten dem Wasser stand.

Das Wetter meint es derzeit nicht so gut mit den Regensburgern: Im Dezember versank die Stadt im Schnee, dann legte Blitzeis das öffentliche Leben lahm – und nun kam das Wasser. Die Donau kletterte in der Welterbestadt am Wochenende zunächst in einer bedrohlichen Geschwindigkeit immer weiter, durch die historische Altstadt verlief ein mehrere hundert Meter breiter Strom.

Die Behörden richteten sich auf die schlimmste Flut seit einem halben Jahrhundert ein; und mit dem Wasser strömten auch tausende Schaulustige in die Stadt. Am Samstagmittag dann Erleichterung: Die nach der Hochwasserkatastrophe vom August 2002 angeschafften Schutzwände hielten der Flut stand und die Donau stieg kaum noch. „Wir sind noch einmal ganz gut davongekommen“, sagte Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU). „Die Katastrophe ist abgesagt.“

Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen. Bei den letzten beiden Flutkatastrophen stieg das Wasser im Regensburger Zentrum jeweils auf 6,60 Meter. Noch am Freitagabend lauteten die Prognosen, dass es diesmal fast 7,00 Meter werden könnten – die Stadt schlug Alarm, selbst Evakuierungen von Straßenzügen wurden vorbereitet.

Um Mitternacht bauten noch eilig die Helfer vom Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr und der Stadtverwaltung Hochwasserstege hinter den provisorischen Aluminiumwänden an der Wasserfront. Überall in der Stadt stellten Gabelstapler Paletten mit Sandsäcken für die Bewohner bereit. Die Menschen verrammelten eiligst Fenster und Türen der ufernahen Gebäude. Sie befürchteten, dass die Donau die Flutwände einfach überspülen könnte. Doch das Wasser machte vorher Halt – bei knapp 6,30 Meter stagnierte schließlich die Wasserlinie.

Nur an der „Wurstkuchl“, einer Art mittelalterlichen Imbissbude, konnten die Schutzwände nicht helfen. Die historische Wurstküche an der rund 700 Jahre alten Stadtmauer, ein beliebter Touristen- Treffpunkt, wurde das erste „Opfer“ des Hochwassers – wie so oft in der Vergangenheit; die Schutzwände dahinter trotzten der Flut.

Für eine Stadt an Europas zweitlängstem Fluss ist Hochwasser nicht ungewöhnlich. Die Menschen in den Häusern direkt am Donau-Ufer, denen durch keine Flutwand und keinen Damm zu helfen ist, und denen regelmäßig die braune Brühe an die Hausfassade schwappt, reagierten gelassen. Mit Humor sagen Betroffene oft: „Die Donau ist meine Freundin, sie kommt mich jedes Jahr besuchen.“

Was des einen Leid, ist des anderen Freud: Scharenweise kamen am Samstag Hochwasser-Touristen nach Regensburg. Schon in der Nacht versammelten sich viele bei lauen Frühlingstemperaturen mit Getränken auf der berühmten Steinernen Brücke, Amateurfotografen rückten mit ihrer Ausrüstung inklusive Stativ an. Die Flut wurde zu einem „Event“. Bei bestem Wetter ließen sich Paare mit Kinderwagen an der Wasserfront ablichten wie sonst nur vor Schloss Neuschwanstein.

dpa

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