Flugzeug-Unglück: Bier rettet Augenzeuge das Leben

Augenzeuge Michael S. wäre bei dem Unglück in Schnaittach fast getötet worden – sein Glück war eine Pfandmarke.
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Tod bei der Flugschau: Bei der Katastrophe in Schnaittach-Lillinghof wurden fünf Menschen schwer verletzt, eine Frau starb. Oben links: Michael S. überlebte die Tragödie knapp – seine Frau Katharina dachte zunächst, ihr Mann sei auch getötet worden.
dpa/privat Tod bei der Flugschau: Bei der Katastrophe in Schnaittach-Lillinghof wurden fünf Menschen schwer verletzt, eine Frau starb. Oben links: Michael S. überlebte die Tragödie knapp – seine Frau Katharina dachte zunächst, ihr Mann sei auch getötet worden.

Augenzeuge Michael S. wäre bei dem Unglück in Schnaittach fast getötet worden – sein Glück war eine Pfandmarke.

SCHNAITTACH Diesen Moment wird Michael S. nie vergessen. „Es war plötzlich ganz still, alle waren in Schockstarre, es herrschte Totenstille.“ Wie in Zeitlupe sieht der 25-Jährige Menschen ihm entgegen rennen, ihre Gesichter sind angstverzerrt. Er sieht ein Kind, dem fremdes Blut im Gesicht klebt. Und er erkennt das Flugzeug, dessen Propeller durch eine Gruppe Zuschauer schneidet – wie ein Rasenmäher durch eine Wiese.

Michael S. musste am Sonntag miterleben, wie aus der Flugschau in Schnaittach-Lillinghof bei Nürnberg eine tödliche Katastrophe wurde. Bei dem Unglück kam ein historisches Doppeldecker-Flugzeug vom Typ Tiger Moth von der Startbahn ab und raste in eine Gruppe Zuschauer. Fünf Menschen wurden schwer und 33 leicht verletzt. Hildegard S. (†46) aus Lauf wurde von dem Propeller erschlagen. Sie kam genau an der Stelle zu Tode, wo wenige Sekunden zuvor noch Michael S. gestanden hatte.

„Ich habe wahrgenommen, wie die Frau von dem Propeller getroffen wurde und sofort zusammengeklappt ist – wahrscheinlich sah ich sie sterben“, sagt S. über den schrecklichen Moment, der aus dem Drama eine tödliche Tragödie machte. Noch mehr schaudert ihn bei dem Gedanken, dass er mit ihr hätte sterben können. „Ich stand zuerst neben der Frau – und bin Sekunden vor dem Unglück von dort weg, um an der Bar mein Bierglas abzugeben.“ So rettete ihm das Pfand für Biergläser das Leben. Doch seine Frau Katharina, die er erst Mitte August geheiratet hat, dachte, ihr Mann stünde noch an der Unglücksstelle. „Als sie mich endlich in dem Chaos entdeckte, hat sie nur geschrien vor Erleichterung – sie hatte mit dem Schlimmsten gerechnet.“

Noch am Abend zittert Katharina am ganzen Körper. Auch einen Tag nach dem Unglück wird das junge Ehepaar die Bilder nur schwer los. „Es ist unglaublich, wenn man denkt: Auch du könntest jetzt tot sein“, sagt Michael S.

Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung haben gestern den Doppeldecker untersucht – aber keine technischen Mängel gefunden. „Die Maschine wird jetzt sichergestellt und abtransportiert“, sagte ein Sprecher.

Der Pilot aus dem hessischen Gelnhausen ist ein erfahrener Kunstflieger. Er selbst wurde nicht verletzt, steht aber unter Schock und konnte bislang noch keine Angaben zu dem Unfall machen. Das Luftamt Nordbayern erklärt, die Veranstalter hätten sich an alle Auflagen gehalten. Die Flugschau findet jedes Jahr statt und ist sehr beliebt. Auch Michael S. bewunderte schon als Bub die waghalsigen Kunststücke der Piloten.

Warum das Oldtimer-Flugzeug in die Zuschauer raste, statt zu einem Formationsflug abzuheben, gibt der Polizei Rätsel auf. Michael S. glaubt, ein plötzlicher Windstoß hätte den Doppeldecker plötzlich abdriften lassen. Der IT-Kaufmann seufzt: „Die Flugschau war immer eine sehr schöne Veranstaltung.“ Bis Sonntagnachmittag. R. Keck

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