Flughafen: Weiter Zoff um den Tunnel
Naturschützer machen die Nordanbindung zum Wahlkampf-Thema. Die CSU ist davon nicht beeindruckt – aber in der SPD gibt es Streit um das 60 Millionen Euro teure Straßenbau-Projekt.
NÜRNBERG Eigentlich sollte gestern der erste Spatenstich für den Tunnel unter dem Nürnberger Flughafen sein. Doch der ursprüngliche Zeitplan für die umstrittene Nordanbindungdes Flughafens an die Autobahn A3 liegt längst im Papierkorb. Derzeit läuft erst das Planfeststellungsverfahren für die Trasse. Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) rechnet mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren. Der Polit-Zoff um das auf rund 60 Millionen Euro veranschlagte Projekt geht weiter.
Gestern machte das Bündnis der Nordanbindungs-Gegner bei den Landtags-Kandidaten mobil. SPD, Grüne, ÖDP und Linke waren gekommen. Günther Beckstein, ein vehementer Befürworter, zeigte den Naturschützern die kalte Schulter. Er war in Niederbayern wahlkämpfen.
„Es gibt 50 Straßen in Nürnberg, über die mehr Autos fahren"
Was die Naturschützer nicht verwunderte. Denn Beckstein und die Nürnberger CSU stehen fest zur Nordanbindung – und können nicht vom vermeintlichen „Unsinn des Projekts“, so Bündnis-Sprecher Günter Benkert, überzeugt werden.
Dafür gibt es in der SPD Spannungen. Landtags-Kandidat Jonas Lanig möchte den Bau verhindern. Doch damit stellt er sich gegen die Nürnberger SPD und OB Ulrich Maly. Lanig schlägt ein Moratorium vor: „In dieser Zeit sollen die Prognosedaten nochmals überprüft werden. Angesichts steigender Energiepreise wird sich der Flugverkehr nicht so stark wie vorhergesagt entwickeln.“ Und wenn, dann sollte die Westanbindung durch das Knoblauchsland an die B4 nochmals neu geprüft werden.
Maly hält wenig von Vertagungsplänen. „Damit ist nichts gewonnen. Entscheidungen müssen getroffen werden!“ Zudem könne die Stadt das Verfahren zur Neubewertung der Trassen gar nicht beschließen. „Das kann nur der Freistaat.“ Einen Streit in der SPD, wie ihn CSU-Wahlkampfmanager Tobias Schmidt erkennen will, „gibt es nicht“.
Markus Ganserer (Grüne) und Manuela Forster (ÖDP) sprachen sich beide gegen den Bau aus. Der Schaden sei höher als der Nutzen der Straße – auch für die lärmgeplagten Anwohner am Bierweg, die durch die Nordanbindung entlastet werden sollen. „Es gibt 50 Straßen in Nürnberg, über die mehr Autos fahren. Hier wäre das Geld für Lärmschutz besser investiert“, so Bündnis-Sprecher Benkert.
M. Reiner
Mehr über die umstrittene Nordspange lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 9. September.