Flüchtlings-Kinder: Freistaat sucht Lehrer

München - Neue Klassen aus dem Boden stampfen, Deutschunterricht organisieren, mehr Lehrer einstellen: Bei der Frage, wie all die Flüchtlingskinder beschult werden sollen, die in Bayern ankommen, stehen die Schulbehörden vor einer Mammutaufgabe. Seit 2007 habe sich die Zahl der Kinder mit Fluchthintergrund an bayerischen Schulen verfünffacht, sagt Maria Els, die Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern. Gestern hat sie die neusten Zahlen vorgestellt – und die sind happig.
Rund 19 000 sechs- bis 16-jährige Flüchtlingskinder sind demnach aktuell im Freistaat, drücken hier mit bayerischen Kindern in Deutschförderklassen die Schulbank an Grund- und Mittelschulen, besuchen eigene Übergangsklassen (um dort in kleineren Gruppen Deutsch zu lernen) oder gehen neben dem Regelunterricht in Deutsch-Förderkurse. Allein in Oberbayern habe die Behörde die Zahl der Übergangsklassen von 110 im letzten Schuljahr auf jetzt 196 aufgestockt. Els: „Da sind wir auf einem guten Weg.“
Dazu kommen rund 12 000 Jugendliche, die als „unbegleitete Minderjährige“ in Bayern angekommen sind. Weil sie bevorzugt behandelt werden, finden die meisten Platz an einer staatlichen Berufsschule, wo sie in einem „Vorbereitungsjahr“ intensiv Deutsch lernen und dann, im zweiten Jahr, Berufschulunterricht und Praktika absolvieren.
Mehrere tausend Schüler mehr
Zu Schuljahresbeginn waren in Oberbayern 2900 Teenager an 30 Berufsschulen in 161 Klassen eingeschrieben – in den vier Monaten seither sind weitere 100 Klassen entstanden. Ein Drittel dieser Berufsschüler finde danach eine Lehrstelle, so Erl. Beliebt: Bäckerlehren oder Gastronomie.
Problematisch ist die Lage aber für Jugendliche, die mit Eltern gekommen sind und deshalb nicht im Rahmen der Jugendhilfe unterstützt werden. Das sind mehrere tausend in Bayern, und für sie gibt es – noch – keine Plätze an den Berufsschulen.
Schon für die bestehenden Klassen reichen die Lehrer nicht aus. Erst im Januar hat Oberbayern 70 neue Lehrer extra für Migrantenkinder eingestellt, im Februar sollen weitere Stellen besetzt werden. „Wir holen dafür Gymnasiallehrer an die Grundschulen und bitten auch Pensionäre, noch weiter zu arbeiten“, so die Vizepräsidentin.
Spannend wird, woher im Herbst voraussichtlich weitere 400 Berufsschullehrer kommen sollen, für die es neue Jobs geben wird. Wer sich bewerben will, wendet sich ans Kultusministerium.