„Flocke“: Wo bleibt die Eisbär-Euphorie?

Überraschend wenig Besucher am Samstag – bis zu 25000 wurden erwartet – gestern kamen nur 9000 zum Gehege der berühmtesten Nürnbergerin.
von  Abendzeitung
Ist Flocke sauer, dass so wenig Fans kamen? Hier beschwert sie sich bei Horst "Mausi" Maußner.
Ist Flocke sauer, dass so wenig Fans kamen? Hier beschwert sie sich bei Horst "Mausi" Maußner. © Klaus Schillinger

Überraschend wenig Besucher am Samstag – bis zu 25000 wurden erwartet – gestern kamen nur 9000 zum Gehege der berühmtesten Nürnbergerin.

NÜRNBERG „Igitt!“ Den Zehnjährigen vor dem Gehege schüttelt es. Angewidert beobachtet er Eisbärenkind Flocke, wie sie genüsslich auf einem sehr englischen Stück Rindfleisch herumkaut. Vom „Waggala“ zum wilden Tier, bald wird Flocke beim Duft der Reviergenossen am Aquapark, den Robben, nur noch eins im Sinn haben: Fressen!

Bis es soweit ist, sollen so viele Menschen wie möglich die noch niedliche Flocke gesehen haben. Nicht nur aus pädagogischen Gründen will der Zoo die Massen vors Gehege der Botschafterin für den Klimaschutz lotsen. Es geht auch ums Geld. Denn die Logistik für den großen Ansturm wie Tribüne, Kombi-Ticket, Ordner oder Kameras kostet – was die Besucher wieder einbringen sollen.

Doch an den ersten beiden Tagen verloren sich magere 2000 Besucher vor dem Gehege, am Samstag waren es gerade mal 4000. Das sind zwar doppelt so viele wie an einem „normalen“ Samstag, dennoch liegt die Zahl weit unter den Erwartungen. Wird Flocke zum Flop?

25000 Besucher erwartet

Mit bis zu 25000 Besuchern kalkuliert der Zoo an Spitzentagen, angelehnt an die Knut-Erfahrung der Berliner. In den ersten Wochen wollten an der Spree täglich zwischen 15000 und 20000 Fans den Bären sehen. Davon ist der Nürnberger Tiergarten weit entfernt.

Ein möglicher Grund: die franken-typische Zurückhaltung. Motto: Den ersten Ansturm lass’ ich mal aus.

Die frühen Besucher finden den überraschend üppigen Platz natürlich spitze. Kinder kommen dicht an die Glasscheibe heran, null Gedränge, am Samstag musste nur einmal die 15-Minuten-Regelung durchgesetzt werden. Heißt: ein Schwung raus, dann erst durfte der nächste eine Viertelstunde Flocke-Gucken.

Die harten Tage kommen noch

Lob gab’s dafür von Tiergarten-Vize Helmut Mägdefrau: „Toll, wie diszipliniert die Besucher sind.“ Dass am Anfang nicht gleich das „große Ramba-Zamba“ losbricht, findet er sogar gut: „Wir sind zufrieden. Das ist aber noch kein ernsthafter Test für uns.“ Die stehen an den Feiertagen im Mai sowie in den Pfingstferien an: „Wenn da ein paar schöne Tage sind, wird es richtig voll werden.“

Flocke gibt derweil alles: Sie beißt in Säcke, hangelt nach Stricken, zeigt ihren fast schon berühmten Bauchplatscher, spielt mit Pfleger Horst „Mausi“ Maußner Verstecken. Der versteht es meisterhaft, aus seiner „Flogge“ das Beste herauszuholen, Maußner selbst bespielt das Publikum. Kein Wunder also, dass Kinder mit „Da ist die Flocke!“-Schreien das Gehege stürmen. Und Mütter etwas leiser schmunzelnd ausrufen: „Und da ist ja auch der Mausi!“

Der gestrige Sonntag lieferte übrigens endlich einen Hauch von „Flocke-Manie“: Es gab bis zu 30-minütige Wartezeiten, mehrmals musste die Tribüne wegen Überfüllung geräumt werden, und bis zum Nachmittag hatten sich 9000 an dem niedlichen Tier ergötzt.

S. Will

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