Flocke immer wilder: Ab jetzt müssen sie die Pfleger zähmen

Ein kleiner Flegel: Wenn das Bärenmädchen beißt und kratzt, müssen die Ersatz-„Mütter“ rigoros durchgreifen. „Wenn Flocke jetzt nicht eindeutig diszipliniert wird und sich den Regeln der Pfleger unterwirft, wird sie binnen weniger Wochen zu einem unberechenbaren Bär, dessen Anlage nicht mehr betreten werden darf“, so Zoodirektor Dag Encke.
von  Abendzeitung
Horst „Mausi“ Maußners Spiel-Einlagen sind beim Publikum besonders beliebt – aber auch er muss sich jetzt zurückhalten.
Horst „Mausi“ Maußners Spiel-Einlagen sind beim Publikum besonders beliebt – aber auch er muss sich jetzt zurückhalten. © AP

Ein kleiner Flegel: Wenn das Bärenmädchen beißt und kratzt, müssen die Ersatz-„Mütter“ rigoros durchgreifen. „Wenn Flocke jetzt nicht eindeutig diszipliniert wird und sich den Regeln der Pfleger unterwirft, wird sie binnen weniger Wochen zu einem unberechenbaren Bär, dessen Anlage nicht mehr betreten werden darf“, so Zoodirektor Dag Encke.

NÜRNBERG Flocke, unser Flegelchen! Jetzt beginnt die handfeste Erziehung der jungen Eisbärendame. Denn mit ihren fünf Monaten ist die kleine Bärin zwar manchmal noch kuschelbrav. Oft aber schon ein echtes Raubein. Deshalb gilt für die Pfleger: Wenn Flocke beißt und kratzt, dürfen sie ihr ruhig eins hinter die Löffel geben. Ab sofort herrscht Zucht und Ordnung im Gehege!

Deshalb dürfen die Zuschauer nicht erschrecken, wenn die Pfleger nun richtig durchgreifen. Denn das müssen sie – eine echte Eisbärenmutter täte nichts anderes, nur noch viel härter: Eine ausgewachsene 300-Kilogramm-Bärin erzieht ihre Jungen mit Bissen und Prankenschlägen, denen ein Mensch nie standhalten würde. Also kein Problem, wenn’s nun etwas grober am Schmausenbuck zugeht. „Aus Sicherheitsgründen können und dürfen die Pfleger in solchen Situationen keine Rücksicht auf die Empfindlichkeiten des Publikums nehmen“, so Zoodirektor Dag Encke.

Immerhin: Noch ist das Kräfteverhältnis Pfleger-Flocke ausgewogen. Allerdings nicht mehr lange. Die körperlichen Kräfte der Pfleger reichen vielleicht noch rund sechs Wochen aus, um sich gegen Flocke physisch durchzusetzen. Danach funktioniert nur noch die Autorität, um ihr Raubtier-Temperament zu zügeln. „Wenn Flocke jetzt nicht eindeutig diszipliniert wird und sich den Regeln der Pfleger unterwirft, wird sie binnen weniger Wochen zu einem unberechenbaren Bär, dessen Anlage nicht mehr betreten werden darf“, so Encke.

Eisbären funktionieren nicht wie Rudeltiere, beispielsweise Hunde, die sich leicht unterwerfen. Junge Eisbären folgen während der Aufzuchtphase nur ihrer Mutter. Flockes Ersatz-„Mütter“, die vier Tierpfleger, müssen jetzt die richtige Balance finden. Einerseits müssen sie für das kleine Tier noch da sein, wenn Flocke kuscheln will – in freier Natur würde Flocke bis zu drei Jahre bei ihrer Mutter bleiben. Andererseits müssen sie sich zurückziehen: Flocke soll selbständig werden, sich alleine mit ihrem Spielzeug befassen.

Die geliebte Animation, mit der vor allem Pfleger Horst „Mausi“ Maußner auch das Publikum unterhielt, „ist weitgehend zu unterlassen“, lautet Enckes zwangsläufige Regel. Armer Mausi – denn der hat dann nur noch eine Chance aufs Spiel: Wenn sein Liebling Flocke ihn dazu auffordert.

Wer also Flocke noch beim Blödeln mit den Pfleger sehen möchte, muss sich beeilen. Denn die Natur nimmt ihren Lauf. Und bald wird unsere kleine Flocke ein ganz normales Raubtier sein.

sw

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