Fliegerbombe in Neu-Ulm: Ein Ende der Bomben-Funde ist lange nicht in Sicht

In Bayerns Städten fehlt es an Wohnungen - es wird gebaut, gegraben, nachverdichtet. Das bedeutet auch für den Kampfmittelräumdienst viel Arbeit: In den Baugruben finden sich auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder Blindgänger.
von  az/dpa
Sprengmeister Roger Flakowski steht am Freitag neben der entschärften Fliegerbombe auf einer Baustelle in Neu-Ulm.
Sprengmeister Roger Flakowski steht am Freitag neben der entschärften Fliegerbombe auf einer Baustelle in Neu-Ulm. © Stefan Puchner/dpa

München - Nahezu wöchentlich beschäftigen Bombenfunde auf Baustellen im Freistaat Behörden, Polizei, Anwohner und den Kampfmittelräumdienst. In Neu-Ulm lösten seit März an nur einer Baugrube drei Fliegerbomben aufwendige Evakuierungsaktionen aus (hier nachlesen). Experten zufolge zeigt die Zahl der Funde die rege Bautätigkeit in Bayern. Laut Innenministerium gibt es keine Zahlen zu den noch nicht gefundenen Bomben und Granaten aus dem Weltkrieg.

2015 und 2016 wurden mehr als 60 Tonnen Weltkriegsmunition beseitigt, 2014 waren es gut 50 Tonnen. Im Jahr 2013 fielen gar 180 Tonnen an Bomben, Granaten und Munition an. 2012 waren es etwa 60 Tonnen. Fast 200 Blindgänger mussten 2016 und 2014 entschärft werden, 2015 waren es etwa 140 Bomben, wie das Innenministerium mitteilt. Gerade Städte, Industriegebiete, Bahnhöfe oder Rüstungsbetriebe seien bevorzugte Angriffsziele gewesen. Dort finden sich viele der Blindgänger.

Fachfirmen untersuchen Grundstücke vor Baubeginn auf mögliche Risiken

"Es wird viel gebaut, gerade in Städten. Es wird nachverdichtet und Flächen, die lange brachlagen, werden zu Baustellen", sagt der Umweltschutztechniker Dieter Neumann, der in München eine Firma für Kampfmittelräumung betreibt. "Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht."

Die Grundstückseigentümer stünden in der Pflicht, wenn es um Gefahren durch Kampfmittel geht, sagt Neumann. Weil Baufirmen keine Risiken eingehen wollen, ließen sie Grundstücke vor den Bauarbeiten von einer Fachfirma auf Kampfmittel hin untersuchen. "Man versucht zu vermeiden, dass erst der Baggerfahrer auf eine Bombe stößt." Wenn nun eine Fachfirma ein Fundstück als Bombe identifiziere, verständige sie das staatliche Sprengkommando, das dann für Entschärfung und Abtransport zuständig sei.

Der Einsatz des staatlichen Kampfmittelräumdienstes ist nach Angaben des Innenministeriums kostenfrei. Für die Suche nach Kriegsmunition auf einem Grundstück durch eine Fachfirma ist der Eigentümer zuständig. Die Kosten für einen Großeinsatz im Zusammenhang mit dem Fund eines Blindgängers, etwa eine Evakuierung, stellen die Behörden dem Grundstückseigentümer "in aller Regel" nicht in Rechnung.

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