Flick-Leiche: Schacher-Anwalt gefeuert!

NÜRNBERG - Nürnberger Kanzlei am Keßlerplatz trennt sich von Wolfgang Spachmüller (45) - „Eine unglaubliche Pietätlosigkeit“ - Imageschaden nur "sehr schwer wieder gutzumachen"
Ein Orkan der Empörung hat den Nürnberger Rechtsanwalt Wolfgang Spachmüller (45) weggefegt. Der Jurist, der wegen seiner anrüchigen Feilscherei um die gestohlene Leiche des Milliardärs Friedrich Karl Flick (†79) in die Schusslinie geriet (AZ berichtete), ist nicht mehr für die angesehene Kanzlei Herzog & Partner tätig – er musste auch das Mandat für den spektakulären Kriminalfall zurückgeben.
100 000 Euro für Hinwneise auf die Leiche
Wie die AZ berichtete, hat der Anwalt versucht, für einen Mandanten, der offensichtlich das Versteck von Flicks Leiche kennt, nicht nur das von der Familie ausgelobte Lösegeld (100 000 Euro) einzustreichen. Er forderte auch Honorar (11900 Euro) für sich selbst. Außerdem drängte er darauf, dass die Witwe des Industriellen alle Kosten in Zusammenhang mit der eventuellen Strafverfolgung seines Mandanten übernimmt.
Kanzlei besteht seit 60 Jahren
Doch schnell platzte das Geschäft. „Wir sind empört über die unglaubliche Pietätlosigkeit, die unser ehemaliger Mitarbeiter gegenüber der Familie Flick gezeigt hat“, sagte Rechtsanwalt Roman Peter von der Kanzlei am Keßlerplatz. Der anrüchige Alleingang seines Ex-Kollegen habe gravierende Auswirkungen auf den Ruf der Kanzlei, die seit 60 Jahren besteht und als hochseriös gilt.
„Wir werden von E-Mails überschwemmt, in denen wir als Leichenfledderer beschimpft werden“, sagt Roman Peter. „Dieser Imageschaden ist nur sehr schwer wieder gutzumachen.“
"Ich mache keine Angaben mehr"
Rechtsanwalt Wolfgang Spachmüller, der noch am Sonntagnachmittag so tat, als wäre nichts geschehen, kein Wort von der Trennung über die Lippen brachte und für Montag eine Presseerklärung ankündigte, ist auf Tauchstation gegangen. „Ich mache keine Angaben mehr“, teilte er kurz und knapp am Telefon mit. Derweil versuchen seine ehemaligen Kollegen aus der Kanzlei, sich einen Überblick zu verschaffen. Roman Peter sagte gestern: „Ich habe mir die Akten in der Angelegenheit Flick heute genau angesehen. Ich bin entsetzt. Das ist nicht der Stil unseres Hauses.“
Zu den Akten gehört ein von Spachmüller verfasster Vertrag, den er Flicks Witwe zur Unterschrift vorlegen ließ. Nach Einschätzung von Rechtsexperten bewegt sich dieses Dokument, in dem genau geregelt ist, unter welchen Umständen das Versteck der gestohlenen Leiche preisgegeben wird, am Rande der Strafbarkeit. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Ermittlungen gegen Spachmüller eingeleitet werden.
Helmut Reister