Flammen, Rauch, Leid: Feuerdrama im Allgäu

Frühmorgens bricht in einem alten Bauernhaus im Landkreis Günzburg ein Feuer aus. Die Eltern und ihre drei kleinen Kinder entkommen im letzten Moment den Flammen. Zwei der Mädchen und die Mutter werden in Münchner Kliniken behandelt.
Ralph Hub/Natalie Kettinger |
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Feuerwehr am Brandort in Ziemetshausen
dpa Feuerwehr am Brandort in Ziemetshausen

München - Nur um Haaresbreite hat die fünfköpfige Familie den Brand überlebt. Am Freitagmorgen ging ihr Haus im Allgäu in Flammen auf. Die Eltern und die drei kleinen Kinder wurden schwer verletzt. Am schlimmsten erwischte es die kleine Katharina: Die Dreijährige liegt mit lebensgefährlichen Verbrennungen in einer Münchner Klinik auf der Intensivstation. „Wir wissen nicht, ob Katharina durchkommt“, sagt Großvater Johann M. Das Mädchen hat bei dem verheerenden Brand schwere Verletzungen im Gesicht und an den Händen erlitten. Johann M.: „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine drei Enkel, meine Tochter Tanja und Manuel wieder ganz gesund werden.“

Es ist Freitagmorgen kurz vor sieben Uhr, als in Ziemetshausen das Feuer ausbricht. Tanja, Manuel und die drei Kinder sind oben im ersten Stock. Sie liegen noch in den Betten. Plötzlich prasseln Flammen, dichter Rauch zieht durchs Haus. Am Unglücksort berichtet ein Zeuge später, der Familienhund Laika habe die Schlafenden wachgebellt. Tanja H. (40) will zu ihren Mädchen laufen. „Meine Kinder, meine Kinder“, schreit sie. Gemeinsam mit ihrem Mann gelingt es ihr, Andreas zu retten. Sie kämpfen sich durch dichten Qualm über die Treppe runter ins Erdgeschoss. Gesicht, Hände, die Kleidung - alles an ihnen ist rußgeschwärzt. Nachbarn brechen die Haustür auf, retten im letzten Moment die Mädchen und bringen sie ins Freie.

Die Feuerwehr ist innerhalb weniger Minuten vor Ort. Als die Helfer eintreffen, schlagen die Flammen meterhoch aus dem Bauernhaus. „Ich war selbst viele Jahre bei der Feuerwehr“, sagt Johann M., der Großvater, „aber ich habe nie erlebt, dass ein Feuer so schnell um sich greift.“ Notärzte und Sanitäter kümmern sich um die Familie. Manuel H. (28) und sein Sohn Andreas (2) kommen in Kliniken nach Augsburg. Ihre Verletzungen sind nicht ganz so schwer.

Die Retter fordern Hubschrauber an. Anna-Lena (6) und Katharina werden nach München geflogen. Auch ihre Mutter wird hier behandelt. Sie hat eine Rauchvergiftung. Die dreifache Mutter liegt im künstlichen Koma. Das Feuer brach im Wohnzimmer aus. Dort standen ein Fernseher und ein Computer. Die Brandfahnder der Kripo gehen davon aus, dass ein Kurzschluss den Brand auslöste.

Das Zimmer der Mädchen liegt genau über dem Wohnzimmer. Die beiden Räume sind über einen Lüftungsschacht in der Decke verbunden. „Wenn es kalt ist, kann man so zwei Räume beheizen. Das ist in vielen alten Bauernhäusern so“, erzählt Johann M. Giftiger Rauch und Flammen drangen durch die Luke blitzschnell bis ins Zimmer der Mädchen vor. Anna-Lena erlitt eine Rauchvergiftung, von der sie sich aber gut erholt. Katharina schwebt dagegen noch immer in Lebensgefahr.

Erst vor fünf Wochen ist die Dreijährige zu Hause beim Spielen im ersten Stock aus dem Fenster gefallen. Sie landete im Kies vor dem Haus. „Katharina hat sich dabei am Bein verletzt und bekam einen Gips“, erzählt ihr Großvater. Alle in der Familie waren geschockt. Doch Katharina erholte sich schnell. Sie löcherte ihre Mutter mit der Frage: „Wann darf ich wieder in den Kindergarten gehen?“ Jetzt geht das Hoffen und Bangen wieder von vorne los. „Das Leben kann manchmal furchtbar brutal sein“, sagt der Großvater, „warum passiert so etwas ausgerechnet zwei kleinen Mädchen.“

Alle in Ziemetshausen sind tief betroffen. „Es ist schrecklich, was dieser netten und freundlichen Familie passiert ist“, sagen die Nachbarn. Familienhund Laika konnte sich retten, der zweite Hund und die beiden Häschen kamen in den Flammen um. Das alte Bauernhaus ist im Inneren komplett ausgebrannt. Der Schaden beträgt rund 100 000 Euro. Selbst Anna-Lenas Schultüte wurde ein Raub der Flammen. Im September kommt sie in die erste Klasse. „Meine Tochter und ihre Familie haben alles verloren“, sagt Johann M., „hoffentlich dürfen wir wenigstens unsere Katharina behalten.“

 

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