Flakgeschütze, Mondgestein und ein wenig Rausch

Das Neue Museum präsentiert Leihgaben des polnischen Mal-Stars Wilhelm Sasnal.
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Berny Meyer Illustration

NÜRNBERG - Das Neue Museum präsentiert Leihgaben des polnischen Mal-Stars Wilhelm Sasnal.

Spürbar“, sagt die Direktorin des Neuen Museums, Angelika Nollert, sei der anschwellende Besucherzuspruch gewesen, den die (possierlich geratene) Farbplatten-Lawine der Malerin Katharina Grosse ausgelöst habe. Deswegen wird das aufgetürmte Leucht-„Signal“ auch nicht wie geplant am Wochenende vom Klarissenplatz geräumt, sondern erst nach dem Abflauen des erhofften Sommer-Tourismus. Hinter der Glasfassade erfolgen unterdessen weitere Szenenwechsel. Der Raum mit Bildern des Shooting-Malers Wilhelm Sasnal aus Polen taugt aber kaum als zusätzliches Ausrufezeichen. Eher als Gedankenstrich.

Das mag auch ein wenig an der Auswahl liegen. Die elf Werke aus den Jahren 2001 bis 2008 sind überwiegend Leihgaben des Nürnberger Sammlerpaares Traudl und Herbert Martin, ergänzt durch drei Arbeiten aus Warschauer Galerie-Besitz, und sie können kaum die Strahlkraft eines „polnischen Roy Lichtenstein“ erklären, der als neuer Darling im Kunstbetrieb mit Gerhard Richter und Luc Tuymans verglichen wird.

Zwischen Sternguckerei und Thrashmetal

In überwiegend fahlen Farben im Kleinformat umkreist Sasnal (37), der sich für Sternguckerei und Rockkrach à la Slayer-Trashmetal ebenso interessiert wie für Polens Haltung zwischen Nazitum und Katholizismus, Bedrängungen und Verdrängungen, Passion und Emotionslosigkeit. Porträts und Mondgestein, Flakgeschütze, Schlagzeug-Piktogramm und eine Kirche, die kopfüber gehängt Form und Fassung verliert, neben Metaphern von Rausch (Kokain und Trunksucht). Das schablonenhaft Reduzierte ist nach der Abkehr vom Plakativen geblieben, in einer Malerei, die das konkrete Motiv ins Abstrakte kippt.

Für Angelika Nollert bildet Sasnal, dem im September in Düsseldorf die erste deutsche Einzelschau gewidmet wird, den „Übergang in die nächste Generation“ in einer Sammlung, die immer auch Richtung Osten blickte. Nicht umsonst ist ebenfalls im Erdgeschoss zur Zeit ein Raum dem polnischen Mehrbereichskünstler Tadeusz Kantor gewidmet. daer

Neues Museum (Klarissenplatz): bis Januar 2010, Di-Fr 10-20 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr

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