Fischereiverbands-Chef: Landwirte sind "nur noch unbedeutendes Klientel"

Dürre macht den Bauern in Bayern zu schaffen, sie fordern Subventionen. Die werden bevorzugt behandelt wie keine andere Gruppe, ärgert sich aber der Fischereiverbands-Chef im AZ-Interview.
Interview: Ralf Müller |
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Durch die Dürre beschädigte Maispflanzen stehen auf einem Feld. Im kleinen Bild: Albert Göttle, Chef des Fischereiverbands.
dpa/LFV/AZ Durch die Dürre beschädigte Maispflanzen stehen auf einem Feld. Im kleinen Bild: Albert Göttle, Chef des Fischereiverbands.

München - AZ-Interview mit Albert Göttle. Der 71-Jährige ist seit 2013 Präsident des Landesfischereiverbands Bayern und war bereits Präsident des bayerischen Wasserwirtschafts- und Umweltamtes.

AZ: Herr Göttle, wie ist der Zustand der bayerischen Gewässer und Böden?
ALBERT GÖTTLE: In vielen Bereichen äußerst kritisch. Wir haben eine intensive landwirtschaftliche Aktivität – es wird gepflanzt, gedüngt, geerntet. Die Zyklen haben sich alle verkürzt. Die Böden sind an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Der wiederholte Anbau von Mais ist ein schönes Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll, weil die Böden einseitig ausgenutzt werden. Hier muss sich etwas ändern.

Tun Politik und Landwirtschaftsverwaltung genug dafür?
Wir würden uns wünschen, dass die europäischen und nationalen Fördergelder dafür eingesetzt werden, dass die Güter Wasser und Böden mehr geschützt als genutzt werden. Manche Förderung ist eher fehlgeleitet, was die Nachhaltigkeit angeht. Man könnte Vieles verbessern nicht nur durch mehr Geld, sondern durch mehr Information für die Landwirte, durch mehr Aufsicht, aber auch durch mehr ordnungsrechtliche Eingriffe, die bei Verstößen wie wir sie landauf landab immer wieder beobachten durchaus angebracht wären.

Sind die Behörden zu lasch?
Sie sind nicht aktiv genug. In den Problembereichen muss ein Landwirtschaftsamt den Mut haben, einem Landwirt zu sagen, so nicht, und ihm erklären, wie es richtig gemacht werden muss. Und dann muss so etwas auch ordnungsrechtlich geahndet werden.

Göttle: Politik hat eine Präferenz für die Landwirtschaft

Folgen die Landwirtschaftsämter der Linie der Politik?
Die Landwirtschaftsämter sind mit Landwirten besetzt, die sich sehr in die Situation des Landwirtes hinein denken, die wirklich nicht einfach ist. Und dann sind sie vielleicht in einem Punkt großzügig und gewichten den Schutz von Boden und Wasser zu wenig.

Die bayerische Politik geht ja sehr behutsam mit den Landwirten um, was mit Wahlen und Wählerpotentialen zu tun hat. Ist das gerechtfertigt?
Politik – egal mit welcher Farbe – hat meines Erachtens eine Präferenz für die Landwirtschaft, mit wenigen Ausnahmen. Das hat historisch einen Grund, weil die Landwirtschaft die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln sichert. Aber die Politiker haben verschlafen, dass der Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen stark zurückgegangen ist. Es ist heute ein vollkommen unbedeutendes Bevölkerungsklientel, das in einer Weise bedient wird, wie es andere Volksgruppen in keinster Weise erfahren.

Wenn wir so weitermachen wie jetzt, was blüht uns dann?
Wir haben schon viele Probleme, die nicht so offensichtlich sind. In verschlammten Kleingewässern, in Gräben, aber auch in größeren Flüssen, gibt es oft kein Bodenleben mehr in der Gewässersohle, weil diese Zonen alle durch Feinschlamm abgedeckt sind und darunter kein Sauerstoff für Kleinlebewesen mehr vorhanden ist. Wir werden merken, dass der Boden immer weniger wird. Die Verluste in den Weinbergen gehen so weit, dass man den abgeschwemmten Boden wieder hoch karrt. Wenn das in der allgemeinen Landwirtschaft einzieht, haben wir den Bogen überspannt.

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