Firma Biontech: Erst Corona besiegen – und dann den Krebs

Die Firma Biontech steht kurz vor Entwicklung eines Impfstoffs. Auch im Kampf gegen eine noch schlimmere Krankheit haben sie Erfolge.
von  Klaus Wiendl
Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens Biontech beraten sich im Labor.
Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens Biontech beraten sich im Labor. © Stefan Albrecht/Biontech/dpa/dpa

München - Die Adresse von Biontech in Mainz sagt alles: An der Goldgrube 12. Denn zu einer wahren Goldgrube könnte sich seit der Corona-Pandemie die Firma der Zwillingsbrüder Strüngmann entwickeln, seit dort an einem Impfstoff gegen Covid-19 geforscht wird.

Die Ziele sind hochgesteckt: Corona-Impfstoff und Krebsforschung

"Ermutigende Ergebnisse" bringen bereits erste klinische Studien. Nun sollen Impfstoffkandidaten an 30.000 Probanden getestet werden, bei dem US-Pharmariesen Pfizer und bei Biontech. Beide Unternehmen erforschen gemeinsam einen Impfstoff gegen das Coronavirus und wollen bei erfolgreichen Studien im Oktober bereits das Zulassungsverfahren beginnen.

Diese Prognosen zeigen weltweit Wirkung. Auch die US-Regierung hat jetzt reagiert. Mit 1,95 Milliarden Dollar hat sie sich zunächst 100 Millionen Impfdosen gesichert. Die erste Charge soll voraussichtlich schon im vierten Quartal ausgeliefert werden. Da will auch Großbritannien nicht zurückstehen. Am Montag wurde mit Biontech und Pfizer eine Liefervereinbarung geschlossen. Dabei geht es um 30 Millionen Impfstoffdosen.

Thomas Strüngmann.
Thomas Strüngmann. © dpa

Hervorgegangen ist die führende Position des Strüngmann-Unternehmens aus einer bereits jahrelangen Forschung an Therapien gegen den Krebs. Die Ziele sind hochgesteckt und verschlingen wie bei Corona ein Vermögen. "Wir haben zusammen 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro in unsere verschiedenen Biotechfirmen investiert", sagt Thomas Strüngmann, der dafür mit seinem Bruder das Athos Family Office am Rosenheimer Platz gründete. Von München aus leiten sie als Mehrheitsaktionäre auch die Biontech mit ihren 1.300 Mitarbeitern.

Der Durchbruch in der Krebstherapie könnte nicht mehr lang dauern

In der Krebsforschung gehören dazu ebenso die Labore in Martinsried bei Planegg und Neuwied im Landkreis München mit zusammen 40 Mitarbeitern. "Wir bauen darauf, die Gendefekte in der Zelle zu finden, um dann einen Wirkstoff zu entwickeln, dass der eigene Körper gegen die Gendefekt angeht. Wenn wir den Krebs in Schach halten können und wir damit mehrere Jahre leben können, dann ist das schon ein großer Fortschritt", sagte der Tegernseer Thomas Strüngmann der AZ. Gründer und Vorstandsvorsitzender von Biontech ist der Wissenschaftler Ugur Sahin. "Unser Ziel ist es, zukunftsweisende Therapien gegen Krebs und andere schwere Erkrankungen zu entwickeln", sagt er.

Der Durchbruch bei Wirkstoffen für eine Krebstherapie scheint nun anzustehen, wie der Biontech-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Jeggle aus Holzkirchen auf AZ-Anfrage mitteilte: "Unser Projekt wird voraussichtlich in den nächsten zwölf Monaten in die klinische Prüfung gehen. Da wird es dann interessant. Es gab aber auch gegen das Coronavirus in der präklinischen Entwicklung wesentliche Beiträge aus Bayern." Strüngmanns Engagement bei Biontech scheint sich auszuzahlen. Die Aktie gewann über Nacht fast 50 Prozent. Mit derzeit rund zwölf Milliarden Dollar ist Biontech fast dreimal so viel wert wie die in der Pandemie strauchelnde Lufthansa.

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