Findiger Fürther macht aus Schrott Millionen!

In aussortierten Spielzeugen der Elektronik-Fans sieht Thomas Adamec nur wertvolle Rohstoffe. Der 50-Jährige entwickelte eine hoch effiziente Recyclinganlage – und investierte zehn Millionen
von  Elke Richter
Für die einen ist es Elektroschrott. Für Thomas Adamec sind es wertvolle Rohstoffe.
Für die einen ist es Elektroschrott. Für Thomas Adamec sind es wertvolle Rohstoffe. © dpa

FÜRTH Thomas Adamec ist Schrotthändler. Und ein Tüftler durch und durch. Voller Begeisterung spricht er von kaputten Handys, Computern und Digitalkameras. In den aussortierten Spielzeugen der Elektronik-Fans sieht er wertvolle Rohstoffe. Adamecs Steckenpferd ist die Wiederverwertung. In jahrelanger Arbeit hat er eine hoch effiziente Recyclinganlage entwickelt, die 98 bis 99 Prozent aller Rohstoffe separiert und zur erneuten Verarbeitung bereitstellt – eine Goldgrube. „Das ist weltweit einmalig”, betont der Fürther voller Stolz.


„Das Spezielle ist, dass wir die Kunststoffe besser heraustrennen und diese noch trennen können – nach flammschutzhaltigen und flammschutzfreien Kunststoffen”, erklärt der 50-Jährige. Fernseher und Radios etwa sind zum Schutz gegen Brände mit speziellen Chemikalien präpariert, was Probleme beim Recyclen macht.


Übliche Anlagen können Kunststoffe nur nach hell und dunkel sortieren – Adamecs Erfindung hingegen spuckt die verschiedenen Sorten in säuberlich getrennten Haufen aus.

Adamec hat zehn Millionen in seine Erfindung gesteckt


Zehn Millionen Euro hat Adamec in seine Erfindung gesteckt, knapp 1,5 Millionen davon hat das Umweltbundesamt zugeschossen. Denn wenn statt der gesetzlich geforderten 85 Prozent nun nahezu alle Bestandteile wiederverwertet werden, lohnt sich das auch für die Umwelt: Im Elektronikschrott stecken schließlich nicht nur Gold, Kupfer, Aluminium, Stahl, sondern bis 50 Prozent Kunststoff. „Davon wird noch nicht sehr viel recycelt”, erklärt Adamec. Das meiste wird verbrannt und landet als Fernwärme in den Wohnungen.


Beim Verbrennen entstehen aber giftige Gase und Schadstoffe. Unter ihnen leiden besonders arme Menschen in Asien oder Westafrika, die ihren Lebensunterhalt auf Müllkippen verdienen und den Elektronikschrott der westlichen Welt mit primitivsten Mitteln ausschlachten – häufig auch von Kindern. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in Ghana Bodenproben dieser „Mini-Wertstoffhöfe” genommen und giftiges Blei, die Zeugungsfähigkeit schädigende Phtalate und krebserzeugende chlorierte Dioxine gefunden.


Um das illegale Geschacher um den Elektronikschrott zu reduzieren, sind die Hersteller in Deutschland seit 2005 verpflichtet, jedes verkaufte Gerät registrieren zu lassen – und im gleichen Umfang Elektronikschrott zurückzunehmen, wie Markus Weiß von der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register erklärt. Der Inhalt der Sammelcontainer ist heiß begehrt: „Mittlerweile ist der Absatzmarkt kein Problem mehr, aber der Beschaffungsmarkt ist umgekämpft”, weiß Hubert Bielmeier von Adamec Recycling. „Man hat den Wert der Rohstoffe erkannt.”  Elke Richter

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.