Fieser Killer-Pilz lässt unsere Bäume sterben!

Der Klimawandel mit milden und feuchten Wintern fördert die Verbreitung der Schädlinge, die nicht direkt bekämpft werden können – der Tiergarten will seine alten Eichen jetzt mit Spezialdünger retten
von  Abendzeitung
Wenn Bäume durch den Wurzelparasiten Phytophthora geschwächt sind, gibt ihnen der Baumkiller Hallimasch den Rest.
Wenn Bäume durch den Wurzelparasiten Phytophthora geschwächt sind, gibt ihnen der Baumkiller Hallimasch den Rest. © dpa

Der Klimawandel mit milden und feuchten Wintern fördert die Verbreitung der Schädlinge, die nicht direkt bekämpft werden können – der Tiergarten will seine alten Eichen jetzt mit Spezialdünger retten

NÜRNBERG „Uns sterben die Eichen alle ab!“ Tiergarten-Biologe Lorenzo von Fersen schlägt Alarm. Er leitet eine Expertengruppe, die das Eichensterben am Schmausenbuck untersucht. Doch nicht nur hier schädigen fiese Pilze die vermeintlich starken Bäume. In der ganzen Stadt sind Eichen von „Phytophthora“ befallen. Die Killer-Pilze mit dem griechischen Namen greifen die Wurzeln an. Etliche der über 15.000 Eichen in Nürnberg mussten deshalb schon gefällt werden.

„Wir sind in großer Sorge um unseren alten Eichenbestand“, sagt von Fersen. Erst vor einigen Wochen ist ein großer Baum im Gehege der Dybowski-Hirsche einfach umgefallen, weil die Wurzeln abgefault waren. Andere Eichen mussten gestutzt werden, um Besucher vor herabfallenden Ästen zu schützen.

Doch nicht nur der Tiergarten ist vom Eichensterben betroffen. Auch im Colleggarten am Friedrich-Ebert-Platz müssen Ende Oktober wieder zehn Bäume gefällt werden, weil sie unrettbar von dem Pilz befallen sind. Es werden 16 Vogelkirschen und Eschen nachgepflanzt. „Auch im Cramer-Klett-Park haben wir Pilzbefall bei Eichen“, so Ulrike Goeken-Haidl vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR). „Wir haben zwar aktuell keinen Befall“, sagt Nürnbergs Friedhofs-Chef Günther Gebhard. Aber seine drei Gartenmeister finden bei ihren regelmäßigen Kontrollen immer wieder geschädigte Bäume, die im schlimmsten Fall abgeholzt werden müssen.

Europäische Bäume bilden keine Resistenzen

Der hartnäckige Pilz Phytophthora kann nicht bekämpft werden. Er stammt aus Asien. Dort haben die Bäume jedoch Resistenzen gebildet. Anders in Europa, wo er sich seit einigen Jahren verbreitet – unterstützt vom Klimawandel mit milden und feuchten Wintern.

Wenn die feinen Wurzeln befallen sind, wird der Baum schwach. Dann können sich andere Parasiten wie der Baumpilz Hallimasch ausbreiten. Der dringt tief in den Stamm ein, schädigt das Holz und beeinträchtigt die Stabilität der Bäume. Ist es soweit, hilft nur noch die Kettensäge.

Der Tiergarten experimentiert derzeit mit einem Spezialdünger aus Kaliumphosphit, erläutert von Fersen. „Damit sprühen wir einmal im Jahr die Stämme ein. Die Abwehrkräfte der Bäume werden dadurch gestärkt.“ Die Hoffnung ist, dass sie dann den „Baumkiller“ Phytophthora abwehren können. Und: Bei gesunden Bäumen haben auch Schädlinge wie Hallimasch keine Chance mehr. Doch ob die Therapie mit Kaliumphosphit wirklich hilft, ist offen. „Unsere Studie ist auf zehn Jahre angelegt“, sagt von Fersen.

Michael Reiner

Warum im Stadtpark 50 Bäume fallen, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 8. Oktober

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