FFP2-Maske richtig tragen und benutzen: Bartträger müssen aufpassen

Bayern verschärft die Maskenpflicht! Ab kommender Woche ist das Tragen einer FFP2-Maske beim Einkaufen sowie im ÖPNV Pflicht. Experten weisen nun darauf hin, wie wichtig das richtige Tragen und Benutzen der Masken ist.
von  AZ/dpa
Laut Experten kann schon ein leichter Bart die Funktionsfähigkeit einer FFP2-Maske einschränken. (Archivbild)
Laut Experten kann schon ein leichter Bart die Funktionsfähigkeit einer FFP2-Maske einschränken. (Archivbild) © imago /Winfried Rothermel

München - Bayern prescht beim schärferen Corona-Kurs (mal wieder) vor: Am Dienstag gab Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bekannt, dass ab kommendem Montag (18. Januar) das Tragen einer FFP2-Maske beim Einkaufen sowie im ÖPNV Pflicht ist.

Experte: FFP2-Masken bieten keinen hundertprozentigen Schutz

Die zertifizierten Masken bieten mehr Schutz als eine Einweg-Maske oder ein selbstgenähter Schutz aus Stoff. Christof Asbach, Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, warnt jedoch vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit. Denn: Die FFP2-Masken böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern – damit gingen immer noch 6 Prozent durch, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur.

Asbach betonte, dass es zudem äußerst wichtig sei, dass die FFP2-Maske eng anliege. Je nach Gesichtsform treffe das nicht bei jedem Modell zu. Luft - und damit auch eventuell Viren - ströme dann an den Seiten der Maske vorbei, erklärte Asbach. "Wenn die nicht sauber abschließt, ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske." Asbach zufolge halten die FFP2-Masken mindestens acht Stunden am Tag, sie seien speziell für den Arbeitsschutz gemacht worden. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. "Mit acht Stunden ist man auf der sicheren Seite", so Asbach. Manche Masken hielten sicher auch länger.

Der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar in München hält die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske für problematisch. "Die Nutzung von FFP2-Masken in der Öffentlichkeit sehe ich sehr kritisch, insbesondere weil sie einen erheblich erhöhten Atemwiderstand mit sich bringen und das Tragen ein entsprechendes Training erfordert", erklärte Christoph Spinner. "Damit sie zusätzlichen Schutz bieten, müssen sie dicht sitzend getragen werden, was die Mehrheit der Nutzer schon mit den normalen Masken kaum schafft", gab der Oberarzt für Infektiologie zu Bedenken. "Daher verspreche ich mir kaum zusätzlichen Schutz."

Verschlimmern die FFP2-Masken die Infektionslage sogar noch?

Allgemein sind sich die Experten beim Thema FFP2-Maske und der Tragepflicht im Einzelhandel und ÖPNV jedoch teilweise uneinig. So ist beispielsweise Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Meinung, dass die verschärfte Maßnahme in Bayern die Corona-Infektionslage nicht merklich verbessern würde. "Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht", sagte Knobloch der Deutschen Presse-Agentur. "Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind." Es bedürfe bei einer FFP2-Maske großer Expertise, sie komme aus dem Arbeitsschutz und sei nicht für Laien gedacht.

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Wie Asbach betont auch Knobloch, wie wichtig das richtige Tragen der Maske ist: "Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske", so Knobloch. Der Atemwiderstand sei bei den dichteren FFP2-Masken größer als bei den einfachen Kunststoff- oder selbstgenähten Stoffmasken. "Durch eine Stoffmaske atme ich immer zumindest zum Teil hindurch, aber wenn bei einer FFP2-Maske irgendwo am Gesicht eine kleine Lücke bleibt, geht fast alle Luft dort hindurch – und mit ihr das Virus."

Experte: "Bartträger dürfen eigentlich nicht zugelassen werden"

Unklar sei vielen Menschen auch, dass sich Bartträger eine FFP2-Maske nicht dicht aufsetzen können, erklärte Knobloch. "Sie ist bei Männern nur mit glattrasierter Haut zu tragen." Schon beginnender Bartwuchs könne ein Problem darstellen, weil sich ein Abstand zwischen Haut und Maske bilde, durch die Luft ungefiltert ein- und ausströme. "Bei einer FFP2-Pflicht dürften Bartträger in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln also eigentlich nicht zugelassen werden." Die Maßnahme sei vielleicht gut gemeint, letztlich helfe aber nur eines wirklich gut: zuhause bleiben.

Etwas anders sieht das der Virologe Alexander Kekulé, der die verschärfte Maskenpflicht grundsätzlich für sinnvoll hält. "Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird", sagte der Professor der Universität Halle-Wittenberg der Deutschen Presse-Agentur.

Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln drängten sich viele Menschen auf engem Raum, sagte Kekulé. Mit einer FFP2-Maske sinke das Risiko einer Infektion deutlich. "Aber auch in so manchem kleinen Bäckerladen ist es sicher sinnvoll, gerade weil dort teilweise nicht richtig gelüftet werden kann."

Virologe Alexander Kekulé.
Virologe Alexander Kekulé. © Universitätsklinikum Halle

Virologe befürchtet Ansturm auf Läden und Apotheken

Kekulé hat allerdings Bedenken, ob die FFP2-Masken bei allen Bürgern auf Akzeptanz stoßen. "Viele haben liebevoll Stoffmasken genäht oder teuer gekauft und sollen jetzt plötzlich auf FFP2-Masken umsteigen", sagte der Virologe. Außerdem befürchte er einen Ansturm auf Apotheken und Läden, die die Masken verkaufen.

FFP2-Masken können nur vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen, wenn sie eng anliegen. "Billige Masken schließen bei der Nase oft nicht richtig", meinte Kekulé. Der Bügel über der Nase müsse mit beiden Händen fest angedrückt werden, so dass Luft nur noch durch die Maske entweichen kann. "Sobald die FFP2-Maske nur ein bisschen feucht ist, muss sie sofort gewechselt werden. Das ist noch wichtiger als bei einem einfachen Mund-Nasen-Schutz", betonte Kekulé. Wer beispielsweise bei Regen oder Schnee vor einem Geschäft Schlange stehe, müsse eventuell unmittelbar vor dem Betreten des Ladens noch die Maske wechseln.

Schmidt-Chanasit: FFP2-Masken müssen gratis sein

Auch Virologe Jonas Schmidt-Chanasit betont, dass eine FFP2-Maske nur schütze, wenn sie korrekt angelegt und verwendet werde. Sie müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete eine solche Maske anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz. "Ich kann mich selbst schützen und bin weniger darauf angewiesen, dass die Menschen in meiner Umgebung sich richtig verhalten."

Die Idee einer Pflicht beim Einkaufen und im ÖPNV findet Schmidt-Chanasitz "prinzipiell gut". Was für ihn dabei aber besonders wichtig ist: Der kostenlose Zugang zu den Masken sowie Anleitungen zum richtigen Benutzen.

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