Feuerzeuge und Klatschmarsch beim Comeback im Kinosaal

Nach drei Jahren Pausemeldete sich Superstar Robbie Williams mit einem europaweit übertragenen Konzert zurück – auch im CineCitta.
von  Abendzeitung
Ein Meister ausgefuchster Show-Gesten: Robbie Williams (35) wirkte beim Auftritt im Londoner Roundhouse souverän.
Ein Meister ausgefuchster Show-Gesten: Robbie Williams (35) wirkte beim Auftritt im Londoner Roundhouse souverän. © dpa

NÜRNBERG - Nach drei Jahren Pausemeldete sich Superstar Robbie Williams mit einem europaweit übertragenen Konzert zurück – auch im CineCittà.

Die Euphorie war fränkisch, also geprägt von lautem inneren Jubeln. Naja, nicht ganz, denn irgendwann rief jemand laut „Robbbiiee“ Richtung Leinwand, wurden Feuerzeuge im Kino 14 geschwenkt und dem 900 Kilometer weit entfernten Pop-Idol Live-Applaus und Klatschmarsch gespendet. Mag auch Nürnberg den berühmten Stimmungshochburgen wie München, aus denen spontan aufspringende und aufkreischende Menschenmengen gemeldet wurden, hoffnungslos unterlegen sein, der Ansturm aufs weltweit gesteuerte Comeback des Robbie Williams war auch in Nürnberg zuverlässig groß: Knapp 1000 Leute in drei Sälen des CineCittà, eines von rund 250 auserwählten Kinos, wollen den ersten Belastungstest des gestrauchelten Superstars erleben. Den besteht er.

Einzelne Popcorn-Eimer mit Menschen dran sind noch auf Platzsuche, als der 35-Jährige Punkt 21 Uhr eine dreijährige Zwangspause samt Tablettensucht beendet und die Show-Treppe im Londoner Roundhouse Theatre herabschlendert, seine neue Single „Bodies“ auf den Lippen, ein 38köpfiges Kollektiv um Bassist und Produzent Trevor Horn im Rücken, über 3000 Hardcore-Fans sowie Mama und Freundin auf dem Balkon vor Augen. Der Entertainer des 21. Jahrhunderts sucht den Weg in die Normalität des Ruhms und tastet die Stimmung erst mal ab. Mit frecher Lippe, hochgezogener Augenbraue, Demutsgesten – und guten neuen Songs aus dem demnächst erscheinenden Album „Reality killed the Video Star“, dessen Erfolgsdruck diesem Abend mit viel Gebläse und Gegeige eine gewisse Explosivität und Exklusivität gibt.

So schnauft Robbie Williams sichtbar durch, als er mit seinem Hit „Angels“ in den Zugabenteil und „Ausziehen“-Wünsche steuert. Was er mit Hinweis auf seine Übergangswampe höflich ablehnt. Ein begnadeter Show-Mann ist er geblieben. Wenn er George Michaels Tanzschritte listig-gekonnt verhöhnt, „Fame“-Hype entzaubert, den Disco-Klassiker „I will survive“ zitiert und erzählt, wie er mal 40 000 zum Buhkonzert gegen die VIPs aufstachelte, die partout nicht aufstehen wollten. Es war leider die Rollstuhlfahrer-Tribüne.

Als es am Schönsten ist, ist abrupt Schluss. Da murrt auch das Nürnberger Kino. Andreas Radlmaier

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