Feuerwehr ohne Wasser: Sind die Leitungen zu klein?

Eine komplette Erneuerung des städtischen Netzes wäre viel zu teuer – aber Experte Stefan Schuster entwarnt: Menschenleben sind nicht in Gefahr
von  Abendzeitung

Eine komplette Erneuerung des städtischen Netzes wäre viel zu teuer – aber Experte Stefan Schuster entwarnt: Menschenleben sind nicht in Gefahr

NÜRNBERG Bedingt einsatzbereit? Weil das Wassernetz bei Großbränden überlastet ist, musste Nürnbergs Feuerwehr-Chef Volker Skrok eingestehen, dass seinen Männern regelmäßig das Wasser knapp wird. Erst jüngst beim Großfeuer am Kohlenhof war das wieder der Fall. Es mussten mehrere hundert Meter lange Schlauchleitungen verlegt werden, damit weit entfernte Hydranten angezapft werden konnten. Sind die Leitungen zu klein, muss das Netz ausgebaut werden, damit die Feuerwehr bei solchen Brandkatastrophen künftig genügend Wasser hat?

„Die Stellen, an denen das Wasser knapp war, müssen überprüft werden“, forderte CSU-Fraktions-Chef Michael Frieser Feuerwehr-Bürgermeister Horst Förther (SPD) zum Handeln auf. Eine Komplett-Erneuerung des Leitungsnetzes sei aber nicht angezeigt: „Das wäre zu teuer.“

Der Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Schuster (Wahlslogan: „Der Feuerwehrmann im Landtag“) kennt das Wasserproblem aus seiner aktiven Zeit bei der Feuerwehr. „Das ist in jeder Großstadt so. Bei Großbränden müssen immer lange Schlauchleitungen gelegt werden, um ausreichend Wasser zu bekommen.“

Trotzdem bringe es keine Vorteile, Leitungen mit größerem Querschnitt zu verlegen. Auch in Industriegebiete mit erhöhtem Brandrisiko sei das nicht sinnvoll. „Im normalen Betrieb bleibt das Wasser dann zu lange in den Leitungen stehen, weil gar nicht so viel benötigt wird. Es können sich dort Keime bilden.“ Dieses Risiko sei größer als das des fehlenden Löschwassers.

Und was wäre gewesen, wenn die Disko in Betrieb gewesen wäre und viele hundert Menschen aus den Flammen hätten gerettet werden müssen? „Die Feuerwehr hat in ihren Löschfahrzeugen genügend Wasser für den ersten Angriff der Flammen dabei. Das und die Hydranten vor Ort reichen aus, um Menschen zu retten“, beschreibt Feuerwehr-Experte Schuster die Einsatztaktik bei Großbränden.

Bis dahin seien dann auch die weiteren Schlauchleitungen gelegt und der Brand könne, wie Montagnacht am Kohlenhof geschehen, volles Rohr bekämpft werden. Allerdings: Zu retten bleibt in solchen Fälle meist wenig. Was nicht zum Raub der Flammen wurde, wird vom Löschwasser zerstört.

Michael Reiner

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.