Feuerwehr: Die verrücktesten Tierrettungen
Etwa 3500-mal im Jahr rückt die Feuerwehr in Bayern aus, weil ein Kätzchen sich auf dem Baum versteckt oder ein Ochse in die Güllegrube gefallen ist. Die Kosten tragen die Gemeinden. Seit 2006 geht die Zahl der Tierrettungen zurück.
München – Ob Kreuzotter im Keller, Kätzchen auf dem Dach oder Ochse in der Güllegrube – immer wieder wird die Feuerwehr in Bayern zu tierischen Notfällen gerufen. Im Jahr 2011 waren es rund 3500 von mehr als 220 000 Einsätzen. Allein rund 1000 Tierrettungen übernahm die Münchner Feuerwehr. „Bayernweit geht die Zahl der Tierrettungen zurück“, sagt Jürgen Weiß, Referent beim Landesfeuerwehrverband Bayern. 2006 seien es noch mehr als 8000 Fälle gewesen. Eine Erklärung dafür hat Weiß aber nicht.
Am häufigsten müsse Katzen geholfen werden, die sich auf Dächern und Bäumen versteigen. „Wenn das Tier ein, zwei Stunden dort sitzt und schreit, ist klar, dass es sich nicht herunter traut.“ An zweiter Stelle stehen Hunde, die in Unterführungen und Rohren stecken bleiben. Auch Vögel, die sich in Netzen verfangen, nehmen einen Platz ganz oben auf der Liste ein. „Das Pferd, das in einem Tümpel einsinkt, ist der Einzelfall.“
Die Kosten trägt in Bayern die Gemeinde, zu der die Feuerwehr gehört, erklärt Karl Pieterek, Sprecher der Feuerwehr München. Dass einer Hundebesitzerin eine Rechnung über 14 000 Euro ins Haus flattere, wie Mitte Februar in Berlin geschehen, könne nicht vorkommen. Dort mussten Feuerwehrleute Terrier „Skipper“ ausbuddeln. Der kleine Hund war drei Meter tief in einen Dachsbau geschlüpft.
Einen ähnlichen Fall gab es 2011 bei der Freiwilligen Feuerwehr Bamberg: Die Einsatzkräfte mussten einen Dackel aus einem unter der Straße verlegten, etwa sechs Meter langen Kanalrohr holen. Ebenfalls nicht alltäglich sei die Rettung eines Rehs gewesen, das sich im Rechen eines Wasserkraftwerks verfangen habe, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. 2012 rückten die Bamberger 28-mal für Tiere aus.
In Garmisch-Partenkirchen hatte sich im Oktober 2012 eine Kreuzotter im Keller verschanzt. Was sie dorthin gelockt hatte, konnte sich die Feuerwehr nicht erklären. Sicher aber war: Von selbst kriecht das Tier nicht heraus. Die Feuerwehrleute fingen es ein. „Wir mussten erst Freiwillige suchen“, erinnert sich Peter Gröbl, der Kommandant. „Eine Schlange ist exotisch. Da haben viele Respekt.“
Die Feuerwehr Würzburg wurde 2012 gerufen, weil sich eine Katze hinter einem Heizkörper eingeklemmt hatte. Eine Schildkröte zeigte sich besonders abenteuerlustig: Sie war im Main schwimmen gegangen - und somit einer von 144 Tier-Einsätzen in Würzburg.
n Hof pendelt die Zahl der Tierrettungen seit mehreren Jahren um die 10. „Meist handelt es sich um Insekten, die im Frühsommer neue Völker in Gärten und Fußgängerzonen gründen“, sagt Stadtbrandrat Peter Leupold. Die Herausforderung für die Feuerwehr sei, die Königin einzufangen und sie in einen Kasten setzen. Das Volk fliege dann zur Königin.
Bienen in der Stadt und ein Schwan auf der Autobahn: Für den Einsatz der Feuerwehr spiele es keine Rolle, ob es sich um ein Haustier oder ein Wildtier handle, sagt Pieterek. Ebenso wenig komme es auf die Größe an. Pieterek: „Wir rücken auch für Hamster aus.“
Wenn Feuerwehrleute und Geräte nicht ausreichen, springt das Technische Hilfswerk ein. Wie ein Sprecher der Geschäftsstelle in Nürnberg sagte, wurde 2012 ein Pferd auf die Beine gehievt, das im Stall umgefallen war. „Wir mussten das Tier mit Bändern an einem Kran festbinden.“
Auch im Münchner Tierpark Hellabrunn kam im vergangenen Jahr ein Kran zum Einsatz. Elefantendame Tina hatte sich so hingelegt, dass sie nicht mehr aufstehen konnte. „Die meisten Tiere retten wir aber selbst, wenn das einmal nötig sein sollte“, sagt Tierparksprecherin Christiane Reiss. „Das letzte Mal, dass sich ein Tier einklemmte, ist mehr als zehn Jahre her. Heute sind Käfige extrem sicher gebaut.“