Feuertragödie im Altenheim: Hier starben drei Menschen
Brand in Würzburg: Schutztüren verhinderten eine noch größere Katastrophe.
WÜRZBURG Die Menschen riechen den beißenden Qualm, hören die knisternden Flammen, sehen die Blaulichter – und sind gefangen in ihrem Bett! Ein Albtraum wurde für die Bewohner des Altenheims St. Paul im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld in der Nacht zum Mittwoch wahr. Gegen Mitternacht war in einem Zimmer ein Brand ausgebrochen. Für die Retter begann ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit. Doch für drei Senioren kam jede Hilfe zu spät...
Als die über 200 Einsatzkräfte an dem bekannten evangelischen Wohnstift ankamen, schränkte bereits dichter Rauch die Sicht ein. „Das Pflegepersonal hat mit uns zusammengearbeitet“, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Bernd Schäflein. Dramatisch: Die Helfer mussten einige verriegelte Zimmertüren gewaltsam aufbrechen, um zu den teils bettlägerigen Menschen zu gelangen. „Es gibt Bewohner, die wünschen, dass ihre Türen verschlossen sind“, erklärt Heimleiter Hendrik Lütke bestürzt. Sie fühlten sich so sicherer in ihren Räumen. „Es ist ein Fiasko, eine Katastrophe.“
Zwei Opfer scheben in Lebensgefahr
Unvorstellbar das Gefühl, nicht aus eigener Kraft aus einem brennenden Gebäude fliehen zu können. Die 89-jährige Frau, in deren Zimmer das Feuer ausgebrochen war, verbrannte qualvoll im eigenen Bett. Eine 70-Jährige und ein drei Jahre jüngerer Mann starben an einer Rauchvergiftung. Auch etliche andere Heimbewohner erlitten Vergiftungen, bei vier von ihnen ist der Zustand kritisch. Zwei weitere Opfer mussten reanimiert werden. Sie schwebten zunächst in Lebensgefahr. Außerdem mussten drei Rettungskräfte behandelt werden.
Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospizstiftung forderte gestern, dass jedes Pflegeheim über eine Brandmeldeanlage verfügen sollte, die automatisch die Feuerwehr benachrichtigt. „Ebenso muss jedes Zimmer einen Rauchmelder haben, der mit der Brandmeldeanlage verbunden ist“, so Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch.
Brandursache ist noch unklar
Ein derartiges System indes hatte das vor knapp 30 Jahren eröffnete Heim St. Paul leider nicht. Die Feuerwehr erfuhr erst durch einen Anruf der Nachtschwester vom Unglück. Dass sich Dank installierter Rauchmelder immerhin die Brandschutztüren automatisch schlossen, verhinderte wenigstens Schlimmeres. Deshalb mussten nur 19 der insgesamt 124 Heimbewohner wegen der Flammen in der ersten Etage in Sicherheit gebracht werden. Viele Menschen wurden getragen.
Die Zimmer der ersten Etage sind unbewohnbar. Der Schaden beträgt 300.000 Euro. Experten vom Landeskriminalamt versuchen nun, in den Trümmern die Ursache für das Feuer zu finden. Noch ist die Ursache unklar.
Heimleiter Lütke kündigte an, die Angehörigen der Toten zu einem Gespräch einzuladen, falls sie es wünschten. Zudem soll es am Freitag einen Gedenkgottesdienst geben.au
Wie sicher Nürnbergs Seniorenheime sind und wie die Feuerwehr auf einen Ensatz dort vorbereitet ist, lesen Sie in der Printausgabe der Abendzeitung Nürnberg vom 8. Dezember.
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