Felix Neureuther will Faulheit den Kampf ansagen: "Angebote schaffen, dass die Kinder nach draußen gehen"

Ein von Felix Neureuthers Stiftung gestalteter Themenweg an der Alpspitze will zu Verständnis und Erhalt der Natur beitragen und Kinder vom Bildschirm fortlocken.
von  Niclas Vaccalluzzo
Christian Neureuther (l.), Felix Neureuther (Mitte) und Thorsten Glauber (Freie Wähler), Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, machen eine der Übungen vor.
Christian Neureuther (l.), Felix Neureuther (Mitte) und Thorsten Glauber (Freie Wähler), Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, machen eine der Übungen vor. © Peter Kneffel/dpa

Garmisch-Partenkirchen - Viele kennen es von ihren Kindern oder Enkeln: stundenlanges Starren ins Smartphone und "zocken" an der Konsole. Neben der Schule bleibt da kaum noch Zeit für Bewegung in der freien Natur. Das findet Ex-Skirennläufer Felix Neureuther schade. Mit seiner Stiftung, dem Umweltministerium und der Bayerischen Zugspitzbahn hat er deshalb den "Natursteig Osterfelder" umgesetzt. Am Donnerstag wurde der erste Teil des Themenwegs an der Bergstation der Alpspitze eröffnet. Auf über 2000 Höhenmetern scharen sich Interessierte und Journalisten um die Neureuthers. Auch mit dabei, ist der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW). Die AZ ist vor Ort.

Felix Neureuther eröffnet Erlebnispfad: "Hier kommen Natur und Bewegung zusammen"

Das Wetter ist fast perfekt. Immer wieder scheint die Sonne durch die Wolken und lässt den neuen "Natursteig Oberfelder" in bestem Licht erstrahlen - zumindest einen Teil davon. Wegen "organisatorischer und logistischer Herausforderungen" aufgrund der langen Regenfälle in der letzten Zeit, habe sich der Bau des 200.000 Euro teuren Themenwegs verzögert, sagt die Sprecherin der bayerischen Zugspitzbahn, Verena Tanzer. Pünktlich zu den Sommerferien soll der Natursteig fertig sein.

Der Themenweg erklärt auf Tafeln die Bergwelt, mahnt zum Naturschutz und zeigt ungewöhnliche Übungen zur Bewegung. Tanzer: "Individuelle Bewegungselemente und Natur-Inhalte sollen die Bergwelt insbesondere für Familien auf eine neue Art erlebbar machen." Insgesamt sollen neben dem Weg 30 Informationstafeln mit Bewegungsübungen entstehen. "Hier kommen Natur und Bewegung zusammen", sagt der Umweltminister. Dies sei wichtig in Zeiten, in denen die Menschen "immer mehr zu Couch-Potatoes werden". Sport und Bewegung müsse in der Gesellschaft wieder viel mehr Fuß fassen, sagt Glauber. Das Umweltministerium hat den Themenweg mit 140.000 Euro gefördert.

Kampf gegen die Couch-Potatoes: "Angebote schaffen, dass die Kinder nach draußen gehen"

Vom Kampf gegen die vermehrten Couch-Potatoes ist bekanntlich auch Felix Neureuther überzeugt: "In heutigen Zeiten der Digitalisierung muss man Angebote schaffen, dass die Kinder nach draußen gehen", sagt er. "Sonst ist es das Einfachste für die Kids, zu Hause zu bleiben und auf dieses Kastel zu schauen." Auch die Augen müssten trainiert werden, sagt er - gerade weil viele Kinder und Jugendliche zu viel Zeit an Smartphone oder PC verbringen und eben nicht nur den Körper, sondern auch die Augen nicht mehr bewegten.

Felix Neureuther: "Deswegen schaut mein Vater mit seinen 75 Jahren auch noch so gut aus"

Mit dem Weg will Neureuther auch für gesunde Erfolgserlebnisse sorgen. "Die Kinder spielen Computerspiele, innerhalb von 30 Sekunden haben sie ein Erfolgserlebnis und bleiben da hängen." Sein Bewegungskonzept "Beweg dich schlau", das Teil des Themenwegs ist, sorgt daher für schnelle Lerneffekte. Die Kombination von Körper und Geist ergebe einen Mehrwert. "Deswegen schaut mein Vater mit seinen 75 Jahren auch noch so gut aus", sagt er.

Nicht nur Kinder auch Erwachsene soll der "Natursteig Oberfelder" ansprechen. Er solle die Wanderer auf dem Weg halten und verhindern, dass sie Abkürzungen durch die sensible Natur nehmen, sagt Zugspitzbahn-Sprecherin Verena Tanzer. "Die Menschen haben Wissensdurst, die wollen informiert werden und was über Natur und Umwelt erfahren - das müssen wir bedienen", sagt sie. Auch Thorsten Glauber betont: "Für uns im Umweltministerium ist es wichtig, dass wir auf Fragen der Besucherlenkung gute Antworten finden."

Neureuther: Natur "der schönste Spielplatz der Welt"

Für Felix Neureuther ist die Natur "der schönste Spielplatz der Welt". Deshalb sei es wichtig, keinen Müll zurückzulassen. Eine der rund 30 Stationen des Themenwegs erläutert etwa, wie lange Abfälle brauchen, bis sie komplett verrotten: ein Kaugummi fünf Jahre, ein Apfelbutzen zwei Monate, eine Bananenschale zwei Jahre, eine Getränkedose 500 Jahre und eine Plastikflasche - je nach Material - mehrere Hundert Jahre.

Zusammenarbeit verschiedener Politiker und Unternehmen: "Das erste mal in der BRD"

Dass das Projekt überhaupt entstehen konnte, freut alle Beteiligten sehr. "Das, was wir hier geschaffen haben, hat gezeigt, dass es möglich ist, dass Politiker aus verschiedenen Parteien mit Unternehmen und Sportlern zusammenarbeiten können", sagt Neureuther. "Das erste mal in der Bundesrepublik Deutschland", wirft Vater Christian ein. So ein Projekt mit dem Ministerium umzusetzen, sei "not so easy, as you know".

Neben dem Minister waren auch Landrat Anton Speer (FW), Elisabeth Koch (CSU), Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, und Stephan Märkl (CSU), Bürgermeister von Grainau, beteiligt. Der fertige Weg soll zwischen den Bergstationen der Alpspitz- und der Kreuzeckbahn verlaufen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.