Felbinger krankgeschrieben - und trotzdem auf dem Volksfest

München - Der Freie-Wähler-Politiker und Landtagsabgeordnete Günther Felbinger war am vergangenen Donnerstag auf dem Kirchweih- und Heimatfest in Gmünden zu Gast. Der 55-Jährige steht auf der Bühne, posiert lächelnd mit einem Maßkrug in der Hand. Ein öffentlicher Besuch bei einer Veranstaltung in der Heimat – für einen Politiker soweit nichts Ungewöhnliches. Warum gibt es dann trotzdem Diskussionen um diesen und weitere offiziellen Auftritte von Felbinger?
Der Landtagsabgeordnete ist krankgeschrieben – und das seit dem 5. Mai! Im Landtag war Felbinger seitdem nicht mehr, auch an Sitzungen des Stadtrats nahm er nicht mehr teil. Trotzdem stand er beim Gmündener Volksfest auf der Bühne, verteilte zuvor schon Urkunden an Teilnehmer des Gmündener Stadtlaufs und war bei weiteren Veranstaltungen in der Region zu Gast. Gegenüber der BILD-Zeitung erklärt der 55-Jährige seine Beschwerden folgendermaßen: "Nach einer Herzattacke im Landtag am 27. April und sofortiger Behandlung durch einen Kardiologen in München mit der Durchführung diverser Untersuchungen und Folgeuntersuchungen und einem außerdem erlittenen Hörsturz bin ich seit dem 5. Mai von meinem behandelnden Hausarzt krankgeschrieben."
Hubert Aiwanger, Landes-Chef der Freien Wähler, unterstützt seinen Kollegen: "Er ist gesundheitlich angeschlagen. Felbinger ist regelmäßig beim Arzt." Zumindest als fragwürdig lassen sich die weiteren Erklärungen Felbingers beschreiben. Sein Arzt habe ihm geraten, an "einigen wenigen Terminen vor Ort bewusst mit unterschiedlichen Lärmpegeln" teilzunehmen. Das heimische Volksfest als Belastungstest nach dem erlittenen Hörsturz? Gut möglich – trotzdem sollte sich Felbinger nicht wundern, wenn deswegen unter Umständen über ihn gesprochen wird.
Anklage gegen Felbinger
Es ist nicht das erste Mal, dass es Diskussionen um den FW-Politiker gibt: Die Staatsanwaltschaft München I hat Anklage gegen ihn erhoben. Der Vorwurf: Gewerbsmäßiger Betrug mithilfe fingierter Werkverträge in fünf Fällen. Die Ermittler werfen dem Unterfranken vor, in den Jahren 2011 bis 2015 "lediglich zum Schein geschlossene Verträge" gegenüber dem Landtag abgerechnet zu haben, "um einen rechtswidrigen finanziellen Vorteil zu erlangen". Nach Ergebnis der Ermittlungen gehe man von einem Schaden von mehr als 50.000 Euro aus. Ihm könnten bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Einen konkreten Termin für das Verfahren gibt es allerdings noch nicht.
Übrigens: Nach dem Besuch auf dem Kirchweihfest und einer nochmaligen Untersuchung stellte sich heraus, dass Felbinger noch nicht voll belastbar sein. Deswegen wurde seine Krankschreibung über den 30. Juni hinaus verlängert. Rückkehr in den Landtag: ungewiss.