Interview

FDP-Chef Martin Hagen fordert: 22-Uhr-Sperrstunde soll abgeschafft werden

Die 22-Uhr-Sperrstunde muss weg! Das fordert Bayerns FDP-Chef Martin Hagen in der AZ. Ein Gespräch über Flatterband am Spielplatz, trostlos leere Straßen - und Hoffnung auf Besserung.
von  Felix Müller
"Wir reden jetzt über Speisegaststätten. Da fallen die Leute nach 22 Uhr doch nicht hemmungslos übereinander her", findet Martin Hagen. (Symbolbild)
"Wir reden jetzt über Speisegaststätten. Da fallen die Leute nach 22 Uhr doch nicht hemmungslos übereinander her", findet Martin Hagen. (Symbolbild) © Christophe Gateau/dpa

München - Die Sperrstunde ist eine Zumutung für die Münchner Wirte - und muss sofort weg! Das fordert Bayerns FDP-Chef Martin Hagen. In der AZ erklärt er, warum.

"Die Priorisierung von Kindern ist richtig"

AZ: Herr Hagen, der Spielplatz mit Flatterband abgesperrt, aber die Kneipen offen, so war das im ersten Lockdown. Ist nicht nachvollziehbar, dass jetzt andere Prioritäten gesetzt werden, Kneipengänger statt Kinder eingeschränkt?
MARTIN HAGEN: Ich finde absolut richtig, dass die Kinder priorisiert werden. Es war der größte Fehler in der Pandemiepolitik, dass die Kindergärten und Schulen so lange geschlossen waren. Jetzt sind sie offen und es ist Zeit, dass wir insgesamt Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren.

Martin Hagen, Fraktionsvorsitzender der FDP im Bayerischen Landtag, während einer Plenarsitzung.
Martin Hagen, Fraktionsvorsitzender der FDP im Bayerischen Landtag, während einer Plenarsitzung. © Matthias Balk/dpa

Am späten Abend fließt mehr Alkohol, die Hemmungen fallen, Abstände spielen keine Rolle mehr: Sind das nicht nachvollziehbare Argumente für eine frühe Sperrstunde - um die Wirte auch in einer Pandemie überhaupt aufsperren lassen zu können?
Bars und Clubs sind ja sowieso geschlossen. Wir reden jetzt über Speisegaststätten. Da fallen die Leute nach 22 Uhr doch nicht hemmungslos übereinander her. Aber solange sie gleich nach dem Abendessen heimgeschickt werden, lässt sich ein Wirtshaus kaum profitabel betreiben. Der Getränkeumsatz ist wichtig für die Wirte. Und in München sind auch viele Touristen, die es von zu Hause gewohnt sind, später zu Abend zu essen.

"Die Wirte wollen keine Almosen. Es ist höchste Zeit"

Was denken Sie, wenn Sie um halb elf durch die dunklen Münchner Straßen laufen in diesen Wochen, in keiner Wirtschaft mehr Licht brennt?
Das ist schon etwas trostlos, da geht das Münchner Lebensgefühl verloren. Und man weiß ja auch: Wer noch länger feiern will, feiert eben zu Hause. Es ist sinnlos, die Leute aus der Öffentlichkeit in ihre Privatwohnungen zu verbannen.

Unser Eindruck ist, dass viele Gastronomen, die alles lange mitgetragen haben, mit Omikron endgültig das Verständnis verlieren für die Politik der Staatsregierung. Ihrer auch?
Das ist auch mein Eindruck. Gaststätten waren sowieso nie die Pandemietreiber - aber werden weiter gegängelt, obwohl sich die Lage mit Omikron fundamental verändert.

"Die Sperrstunde muss bald fallen"

Ministerpräsident Markus Söder steht ja im Ruf, recht schnell und flexibel auf Stimmungen in der bayerischen Bevölkerung zu reagieren. Was treibt ihn beim Beibehalten der Sperrstunde?
Söder hat eine 180-Grad-Wende in der Coronapolitik hingelegt. Da spielen seine schlechten Umfragewerte natürlich eine Rolle. Ich hoffe, dass auch die Sperrstunde bald fällt.

Ist das eine konkrete Forderung Ihrer Fraktion?
Ja, wir haben das diese Woche als Antrag in den Landtag eingebracht.

Sie sind die Anti-Subventionspartei. Muss der Staat die Gastronomie heuer noch mal in großem Stil mit Geld unterstützen?
Der Staat muss die Gastronomen so lange mit Geld unterstützen, wie er ihnen faktisch verbietet, ihren Job zu machen. Die Wirte wollen doch keine Almosen, sie wollen die bayerische Gastfreundschaft pflegen. Und jetzt ist es höchste Zeit, sie das wieder tun zu lassen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.