FCN-Handball: Der Müller-Schock

NÜRNBERG - Nur Frust in Nürnberg, satte Kohle in Rumänien: Der Club-Trainer "hat keine Kraft mehr" und sagt Servus - aber die Mannschaft versucht zusammenbleiben. „Wir wollen beweisen, dass wir auch ohne Herbert Erfolg haben können.“
Auch drei Tage, nach dem Trainer Herbert Müller die Bombe von seinem Wechsel zum rumänischen Europacup-Finalisten Rulmentul Urban Brasov platzen ließ, kehrt bei den FCN-Handballerinas nur langsam Ruhe ein.
„Wir haben alle geweint“, gibt Olympia-Kandidatin Christina Rohde offen zu, „das Ganze ist einfach schockierend und enttäuschend.“ Rohde musste dem Meister-Trainer bei der internen Mannschaftsbesprechung am Samstag, ebenso wie die anderen Peking-Anwärter Jana Krause, Ania Rösler und Sara Walzik Lebewohl sagen, da sich dieses Quartett tags darauf zur Nationalmannschaft nach Brixen/Tirol aufmachte.
„Ich bin sauer und ganz durcheinander“, schmollt Rohde, doch die versöhnliche Töne lassen nicht wirklich lange auf sich warten: „Ich will noch einmal mit Herbert sprechen.“ Zu besprechen gab es auch innerhalb der Mannschaft einiges. „Wir machen weiter!“, verspricht Kerstin Wohlbold, „auch ohne Herbert.“
Wohlbold: Wollen als Mannschaft zusammenhalten
Obwohl mit Maja Gubova, Franzi Beck und Neuzugang Franzi Garcia-Almendaris nur drei Spielerinnen ihren Vertrag bereits unterschrieben haben, soll es keine Massen-Flucht geben. „Wir werden als Mannschaft zusammenhalten, alle wollen bleiben“, berichtet Wohlbold. Völlig unvorbereitet kam die Hiobsbotschaft für die Handballerinas. „Es gab überhaupt keine Anzeichen“, so die fassungslose Rohde. Wobei sich Müller auch mannschaftsintern nur ausweichend zu seiner Zukunft beim FCN geäußert hatte. „Die wirtschaftliche Entwicklung ist gegenläufig zur sportlichen“, beschwerte er sich über den ewigen Eiertanz um Sponsoren und gekündigte Verträge. „Ich habe keine Kraft mehr.“
Zumindest ums Geld muss sich der im rumänischen Temeschburg geborene Müller in Zukunft keine Sorgen machen. Brasov hat mit der Müllverwertungs-Firma „Urban“ einen äußerst potenten Geldgeber, der sich mit dem zweiten rumänischen Vorzeigeclub, Oltchim Valcea, ein Wettbieten um Müller geliefert hatte. Ergebnis: Ein Angebot, „das nicht einmal ein Fußballspieler ausgeschlagen hätte“, wie Müller von einem Insider zitiert wird. Die kolportierten 20.000 Euro dürften dabei bei weitem nicht reichen, das Angebot bewege sich „im höheren fünfstelligen Bereich“.
Die Ära Herbert Müller dauert allerdings noch einige Tage – bis ein neuer Trainer gefunden ist. Bei der Wahl des Neuen haben die Handballerinas Mitspracherecht, die Kandidaten sollen von der Mannschaft „geprüft“ werden. „Es sind einige in der engeren Auswahl“, verrät Wohlbold, „aber entschieden ist noch nichts.“
"Wollen auch ohne Herbert Erfolg haben"
Namen wollte sie sich nicht entlocken lassen. „Das wäre zu diesem Zeitpunkt nicht fair.“ Angestrebt wird vor allem eine Lösung, die Helfried Müller, Bruder und Co-Trainer von Herbert, mit einbindet. „Es wäre sehr wichtig, Heli mit dabei zu haben“, sagt Rohde, „schließlich kennt er die Mannschaft ganz genau.“ Nur lebt und arbeitet Helfried Müller in Augsburg. „Ich weiß nicht, ob er sich die Belastung als Chef-Trainer aufbürdet“, so Wohlbold, „oder ob wir sie ihm aufbürden können.“ Bei einem ist sich Kerstin aber sicher: „Wir wollen zeigen, dass wir auch ohne Herbert Erfolg haben können.“
Ein Happy End bahnt sich auch für die beiden Ex-Nürnbergerinnen Maja Sommerlund und Miriam Simakova an. Während Sommerlund künftig in Sindelfingen in der zweiten Liga spielt, wird Simakova mit Erstliga-Aufsteiger Frisch auf Göppingen in Verbindung gebracht – und ist laut rumänischen Medien auch bei Brasov im Gespräch. Maja Kolonic