FCN: „Ausgerechnet der Eigler!“

Club-Torschütze zum 1:1 in Hoffenheim flüchtet sich in Galgenhumor und feiert mit den Fans. Hecking freut der Punktgewinn, aber nicht die Art und Weise
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Emotionen pur: Torschütze Christian Eigler freut sich über sein Tor in Hoffenheim und  lässt sich von Julian Schieber (links) beglückwünschen.
Wolfgang Zink Emotionen pur: Torschütze Christian Eigler freut sich über sein Tor in Hoffenheim und lässt sich von Julian Schieber (links) beglückwünschen.

Club-Torschütze zum 1:1 in Hoffenheim flüchtet sich in Galgenhumor und feiert mit den Fans. Hecking freut der Punktgewinn, aber nicht die Art und Weise

NÜRNBERG Last-Minute-Balsam für die geschundene Club-Seele! Nach 1:11-Toren aus vier Niederlagen in Folge, in München und Mainz (jeweils 0:3) sowie gegen Kaiserslautern (1:3) und Dortmund (0:2), trotzten die Schützlinge von Trainer Dieter Hecking den Hoffenheimer Millionären ein 1:1-Unentschieden ab. Der von 3000 mitgereisten FCN-Fans umjubelte Mann war „Anti-Held“ Christian Eigler. Der 26-jährige Stürmer sorgte nach 87 Minuten und einem Traumpass von Mehmet Ekici für den späten, glücklichen, aber nicht ganz unverdienten Ausgleich.

"Ausgerechnet der Eigler"

„Viele werden jetzt wohl sagen: Ausgerechnet der Eigler“, flüchtet sich der frenetisch gefeierte Schütze in Galgenhumor. Die harsche Kritik der letzten Monate will der Schwabacher gar nicht registriert haben. Für Hecking ist diese ohnehin „völlig inakzeptabel, weil sich Christian immer den Arsch aufreißt“. „Vor eineinhalb Jahren war das noch viel schlimmer“, sagt Eigler. „Jetzt höre ich keine Pfiffe, wenn ich spiele oder eingewechselt werde. Oder ich bekomme sie nicht mit.“

Deshalb sah er auch keinen Anlass, Frieden zu schließen mit dem Anhang. Nach seinem ersten Saisontor (15 Einsätze, 653 Spielminuten) sprintete er schnurstracks vor die Club-Kurve. Feier frei nach seinem ersten Treffer seit dem 13. Mai im Relegationshinspiel gegen Augsburg. „Die Unterstützung war überragend. Die Fans standen wie eine Wand hinter uns, waren viel lauter als die Hoffenheimer. Und wichtige Tore Freude mich immer“, strahlt Eigler. „Hoffentlich geht es jetzt auch mal ohne eine so lange Durststrecke weiter.“ Immerhin die Heimfahrt war keine: „Ein halbes Bier oder ein ganzes Radler“ wollte sich Eigler gönnen.

Hin und her gerissen ist dagegen Hecking. „Die Art und Weise des Punktgewinns war alles andere als zufriedenstellend“, moniert der 46-Jährige. „Glücklich, aber für die Moral sehr wichtig“ ist das eine Urteil. Das zweite: „Wir haben uns gerade in der ersten Halbzeit in Schwierigkeiten gebracht.“ Durch hanebüchene Abspielfehler im Mittelfeld (Ilkay Gündogan, Timmy Simons) und pazifistisches Zweikampfverhalten. Almog Cohen, zur Pause für den angeschlagenen Mike Frantz eingewechselt, sorgte dann für die nötige Härte. Zuvor war es nur Torhüter Raphael Schäfer (tolle Parade gegen Demba Ba), den in Wadenhöhe per Kopf auf der Linie klärenden Juri Judt und Super-Grätsche Dominic Maroh zu verdanken, dass es nicht schon 0:3 hieß.

"Fehlervermeidungsverhalten"

Der Gegentreffer, bereits der 13. nach einem ruhenden Ball, nach einer von elf TSG-Ecken – zudem hatte Hoffenheim sechs Freistöße – firmierte für Schäfer unter perfekt gemacht: „Nahezu nicht zu verteidigen!“ Eigler hat ein anderes Rezept: „Wir müssen die Entstehung von Standards verhindern.“ Bei Fouls nicht immer einfach, aber bei Ecken schon. Simons knüppelte den Ball zwei Mal unbedrängt ins Tor-Aus. „Fehlervermeidungsverhalten“ nennt das Hecking.

Dass „Stürmer immer an Toren gemessen werden“, weiß auch Eigler. „In einem 4-4-2 fühle ich mich eigentlich wohler“, sagt er über die Rolle als zweite, meist nur eingewechselte Spitze, wenn sich der Trainerstab gezwungen sieht, die Grundordnung bei einem Rückstand zu verändern. Hecking, der wahlweise auf ein 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 setzt, sagt dazu nur: „Unser System ist nicht in Stein gemeißelt. Klar benötigt Julian Schieber in vorderster Front mehr Entlastung. Aber meine Mannschaft bezieht ihre Stärke aus dem kompaktem Mittelfeld. Das hat sie in einem 4-4-2 noch nicht verinnerlicht, obwohl man auch mit zwei Sechsern erfolgreich auftreten kann, wenn die Außenspieler aggressiv mitarbeiten.“

Der Lernprozess ist also noch längst nicht abgeschlossen. Die Pleitenserie schon. Das soll so bleiben beim Hinrunden-Showdown nächsten Samstag gegen Hannover und im Pokal-Achtelfinale bei Drittligist Offenbach am 21. Dezember. Platz für neue und alte Helden gibt es also noch reichlich.Markus Löser

Mehr über den Club, über Trainer Heckings Qual der Wahl vor dem Hannover-Spiel mit Pino und Platte, lesen Sie in der Printausgabe Ihrer Abendzeitung

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