"Wirkt unverschämt": Bayerischer Jugendforscher über GenZ und die Faulheit der Jugend
Weniger Arbeit, mehr Freizeit und keine Lust auf Wehrdienst – die Jugend von heute hat den Ruf, verwöhnt zu sein. Die am Dienstag vorgestellte Jugendtrendstudie 2025 zeigt: Stimmt, aber das gilt nicht nur für "Generation Z" (1995-2010).
Studienleiter Rüdiger Maas sagt dazu der AZ: "Wir sind gesamtgesellschaftlich bequemer geworden." Warum gibt es dann aber ausgerechnet auf die Jungen so einen Groll?
Jugendforscher: "Aus Sicht der Älteren ist das unverschämt"
Der Augsburger Psychologe erklärt: "Wenn ich die Jüngeren heute mit den Jüngeren von vor 20 Jahren vergleiche, müssen die heute tatsächlich weniger Arbeit leisten, um das Gleiche zu bekommen." Aber: "Wenn wir die Älteren mit den Jüngeren vergleichen, stimmt das nicht."

Heißt: Heute haben es alle leichter. Mit dem Unterschied: Die Jungen genießen Vorteile wie Homeoffice oder weniger Wochenarbeitsstunden direkt mit dem Berufseinstieg. "Aus Sicht der Älteren wirkt das unverschämt", sagt Maas.
Der demografische Wandel spielt den Jungen in die Karten: Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist groß, die Auswahl an Stellen dementsprechend ebenso. "Unternehmer sind gewillter, auf Jüngere einzugehen und das ärgert die Älteren nochmal verstärkt", sagt Maas. Die Jungen seien deswegen aber nicht glücklicher. Eben weil die Auswahl so groß sei, müsse am Arbeitsplatz alles perfekt sein.
Generation Z will Wochenarbeitszeit statt Tageslimit
Das heißt aber nicht, dass sie weniger arbeiten wollen. Ganz im Gegenteil: Generation Z möchte mehrheitlich eine längere Wochenarbeitszeit als Generation Y (1980-94) und X (1965-1979), wie die repräsentative Studie zeigt. Und befürwortet statt eines Tageslimits die Wochenarbeitszeit, wie sie auch von Arbeitgebern seit Jahren gefordert wird. Dahinter stecke der Wunsch, an einem Tag ein bisschen länger arbeiten zu können, am nächsten dafür ein bisschen weniger, sagt Maas. Mehr Flexibilität eben.
Dass ausgerechnet die Jungen das fordern, liegt an der fehlenden Erfahrung: "Die anderen Generationen wissen, was es bedeutet, mehr als zehn Stunden am Tag zu arbeiten."
Gen Z: Kein Bock auf Krieg
Die in Deutschland aufgewachsene Generation Z kennt auch den Krieg nicht – und ist nicht bereit, für das eigene Land zu sterben. Laut Studie sehen das rund 81 Prozent so. Auch hier ticken die anderen Generationen gleich (79 Prozent).
"Es ist totaler Unsinn, die Bundeswehr einfach aufzurüsten in der Annahme, die Panzer wird schon jemand fahren", sagt Maas. Der Wehrdienst müsste für vier bis fünf Jahre vorbereitet werden. "Es wird einen Haufen Leute geben, die verweigern." Nicht nur die Jungen selbst würden sich wehren, sondern auch die Eltern.
28 Prozent AfD: So könnte die heutige Jugend 2033 wählen
Auch beim Wählen unterscheiden sich die Generationen in ihrem Verhalten nicht merklich: Etwa 54 Prozent der Jugend können sich vorstellen, in den nächsten Jahren die gleiche Partei zu wählen.
Unterschiede bestehen jedoch dahingehend, wen sie wählen. Auf dieser Grundlage prognostiziert die Studie für das Wahljahr 2033: Rund 31 Prozent aus Gen Z wählen die Linke, knapp 28 Prozent die AfD.
Maas glaubt nicht, dass es sich dabei um eine Momentaufnahme handelt und mit zunehmendem Alter der Trend wieder zur Mitte geht. Die Fähigkeit, objektiv auf Themen zu blicken, gehe immer weiter verloren. Die Echo-Kammern der sogenannten Sozialen Medien befeuern das noch zusätzlich.
Tiktok hätte es nie geben dürfen
Wie schädlich diese sein können, wissen die jungen Menschen: 75 Prozent wünschen sich, Tiktok wäre nie erfunden worden. Und glauben, dass sie der Gesellschaft mehr schaden als nützen. Das Problem laut Maas: "Wenn man erstmal süchtig ist, kommt man nicht mehr so einfach davon weg."
Trotz des kritischeren Bewusstseins für die Sozialen Medien besteht die Gefahr, dass sich im Umgang mit diesen kaum etwas ändert. Und die Echokammern für alle Generationen bestehen bleiben.