Fast vier Jahre Knast für die Horror-Eltern

Sie sah zu, wie ihr Freund ihren Sohn (7) quälte. Das Kind bekommt auch Schmerzensgeld - und hasst seine Mutter.
ASCHAFFENBURG Nancy C. (27) hat ihren Sohn gedemütigt, gequält – und dabei zugesehen, wie ihr Freund Oliver D. (28) ihm mit einem Löffel ins Gesicht schlug. Gestern wurde die Mutter aus Waldaschaff (Kreis Aschaffenburg) wegen Misshandlung des damals sieben Jahre alten Jan* zu drei Jahren und acht Monaten Knast verurteilt. Ihr Freund muss für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Außerdem müssen beide dem Kind 5000 Euro Schmerzensgeld zahlen. „Ich möchte hinzufügen, dass es mir leidtut“, hatte die vierfache Mutter im Anschluss an die Plädoyers gesagt. Nach dem Urteil vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
Das Gericht berücksichtigte, dass die Angeklagten die Taten während des Prozesses gestanden und dem Jungen so erspart hatten, vor Gericht aussagen zu müssen. Allerdings erst in letzter Minute – als ihnen Haftverkürzung signalisiert wurde. Es spielte auch eine Rolle, dass die Angeklagte als Kind von ihren Eltern abgelehnt und von ihrem Bruder gequält worden ist. „Da merkt man, dass sich Lebenskreise immer wiederholen“, sagte die Vorsitzende Richterin. Was die 27-Jährige und ihr Freund getan hätten, sei aber nicht entschuldbar.
„Sie ist meine Mutter, aber das hätte sie nicht tun dürfen“
Zuvor hatte Staatsanwältin Vera Jansen, die jeweils vier Jahre Haft wollte, erschreckende Details geschildert. Jan wurde im Herbst 2007 mehrfach ohne Essen und Trinken in eine Abstellkammer gesperrt. Sie drückten Zigaretten auf seinen Füßen aus und zwangen ihn, seinen Urin zu trinken, bis er erbrach. Der 28- Jährige schlug ihm mit einem Salatlöffel so heftig ins Gesicht, dass der Junge seine geschwollenen Augen nicht mehr öffnen konnte. Grund für die Schläge: Weil Jan ihn störte!
Die Lehrerin des misshandelten Jungen hatte den heute Achtjährigen als „ruhiges, überhaupt nicht aggressives, wissbegieriges und ständig hungriges Kind“ beschrieben. Sie war es, die auf die Misshandlungen aufmerksam wurde und die Behörden einschaltete. Heute gehört der Junge zu den Besten in seiner Klasse. Er könne sogar wieder lachen.
Der Junge hasst seine leibliche Mutter für das, was sie ihm angetan habe. „Sie ist meine Mutter, aber das hätte sie nicht tun dürfen“, zitierte eine Anwältin das Kind. *Name geändert
B. Schultejans