Fans wittern „Betrug“

Spielabbruch des Club wegen des Wolkenbruchs schlägt hohe Wellen: „Eine Mega-Sauerei“. Auch die FCN-Profis sind sauer auf Schiedsrichter Drees
NÜRNBERG Volkes Seele kocht – immer noch. Obwohl es längst wieder trocken ist, das am Freitagabend überschwemmte Geläuf im Club-Stadion. Als Buhmann haben die Anhänger Jochen Drees ausgemacht. Der Schiedsrichter aus Mainz (siehe unten) hatte beim Pausenstand von 1:0 für den Club durch Ivan Saenkos Treffer die Partie gegen den VfL Wolfsburg nach einstündiger Unterbrechung vorzeitig beendet. „Eine Mega-Sauerei“, spricht Thomas König vielen Fans aus dem Herzen.
Der 43-jährige Cluberer aus der Gartenstadt, Dauerkartenbesitzer auf Block 28, wittert Betrug. „Ich habe das Gefühl, der DFB wollte dem Club eins reinwürgen – wohl wegen der Vorkommnisse in Frankfurt“, sagt König, einst selbst erfolgreicher FCN-Jugendkicker. „Bei uns wäre früher ein Abbruch nie ein Thema gewesen. Die Platzverhältnisse waren nach dem ganzen Aufwand viel besser als noch in der ersten Halbzeit“, hat der Familienvater wie viele andere Augenzeugen auch beobachtet. Der „Aufwand“ mutete zunächst allerdings dilettantisch an. Mit Harken, Schiebern und Biertischen rückten die Rasenkosmetiker an, um der Überschwemmung Herr zu werden. Für Drees brachte jedoch auch der Einsatz eines Mini-Traktors, der den Rasen zwecks besserer Drainage „lochte“ und abzog, nicht die erhoffte Trockenlegung. „Eine Sauerei, andernorts wäre nicht abgebrochen worden“, tobte auch FCN-Platzwart Konrad Vestner.
Ist nun der Schiri schuld?
„Dieser Schiedsrichter wollte sich nur wichtig machen“, schreibt „cigogne“ in einer der zahlreichen Diskussionen in Internet-Foren. „Schönwetter-Schiri, der Schneesturm letztes Jahr gegen Stuttgart war schlimmer“, schimpft „DiXi“. Für „vogtland“ ist der Abbruch „’ne Sauerei“, „King_Guinness“ unkt: „Nachdem ja die gesamte Schiedsrichter-Oberwichtigkeit im Stadion war, vermutlich wegen der Frankfurt-Geschichte, . . .wird sowas abgebrochen.“ Ein Seitenhieb auf DFB-Schiri-Boss Volker Roth und Sprecher Manfred Amerell.
Stocksauer waren auch die Hauptdarsteller. Zumindest die in Rot-Schwarz. Während Wolfsburgs Sascha Riether von einem auf „reinem Zufall“ basierenden Spiel sprach, maulte der um sein erstes Saisontor gebrachte Saenko: „In der Pause wurde so viel gearbeitet, da hätten wir gleich weiter spielen können. Die Entscheidung tut sehr weh. Wolfsburg ist vielleicht froh, weil die drei Punkte bei uns geblieben wären.“
„Ich habe gehofft, der Schiedsrichter gibt uns einen zweiten Versuch“, nörgelt auch Jan Kristiansen. Robert Vittek verweist auf eine Champions-League-Partie zwischen Bratislava und Porto: „Da waren der Regen und die Platzverhältnisse viel schlimmer. Der deutsche Schiri hat aber nicht abgebrochen.“ Der hieß Markus Merk. Und Torhüter Jaromir Blazek, dessen gehaltener Elfer gegen Marcelinho für die Katz’ war, mault unverblümt: „Nur die Kälte hat mich gestört. Der Platz war für alle gleich, wir sind darauf einfach besser zurecht gekommen.“
Alles Jammern hilft freilich nichts. Die richtige Antwort muss ein „Dreier“ im Wiederholungsspiel sein.
Markus Löser