Familie forderte den Ehrenmord

Ehemann sollte seine Frau töten, weil sie nicht wie eine Irakerin auftrat. Auch selbst sei er mit dem Tod bedroht worden, weil er als Ehemann versagt habe.
NÜRNBERG Hat Adnan A. (34) seine abtrünnige Ehefrau mit 18 Stichen attackiert, weil seine Familie ihren Tod verlangte? „Sie forderten Konsequenzen, weil sie sich hier nicht wie eine irakische Frau benahm“, hatte der wegen Mordversuchs am Nürnberger Schwurgericht Angeklagte einem Gutachter anvertraut. Und dass er selbst von der Familie mit dem Tod bedroht worden sei, wenn er als Ehrenmann nicht durchgreife.
Nadja* (26) überlebte die Attacke vor ihrem Versteck in der Nürnberger Südstadt. Die Tragödie begann, als Adnan A. 1996 nach Deutschland einreiste. Der Sohn aus gutem Haus wuchs in Bagdad mit zwölf Geschwistern auf, wurde Sportlehrer.
Als Demonstrant gegen Saddam Hussein soll er verfolgt worden sein. Er floh nach Bayern. In Augsburg schlug sich Adnan A. als Taxler durch. Heiratete eine Jugendfreundin, die sein Vater ausgesucht hatte. Doch die hübsche Nadja wollte keine demütige Frau sein. Sie erkämpfte sich die Teilnahme an Sprachkursen, legte das Kopftuch ab, ging mit Adnan schwimmen. Als er alleine zu Besuch nach Bagdad kam, empörte das beide Familien. Adnan A. galt als Versager. Kaum zurück, tauchte Nadia 2004 unter. 2007 fand er sie, bestrafte sie nach Landessitte.
Sein Bruder, der auch in Augsburg lebt, verweigerte gestern die Aussage. Auch seine Frau – Nadjas Schwester – hat sich von ihm getrennt. „Die Mädchen wollten ja unbedingt nach Europa“, erinnerte sich ihre Vermieterin (87). Die Mutter eines behinderten Sohnes (48) war voller Lob für die hilfsbereiten Brüder, die sich stets um ihn gekümmert hätten. Urteil am Dienstag. * Name geände
cis